Das Ziersdorfer FairWandeln-Team holt die Nachhaltigkeitsexpertin Sigrid Stagl für einen Vortrag ins Dorfhaus!
Interview Traude Reinwein am 29.8.22
Welthaus: Ihr habt am 25.3.22 eine interessante Veranstaltung mit der Nachhaltigkeitsexpertin Prof.inSigrid Stagl von der Wirtschaftsuni in Kiblitz gemacht. Das Thema war „Wege aus der Klimakrise – Was können wir in unserem Umfeld tun?“. Wie ist es dazu gekommen?
Traude R.: Ich habe die Referentin einmal bei einer Veranstaltung in Retz erlebt, wo sie sehr fundiert zu Wirtschaft und Umwelt gesprochen hat. Beim nachfolgenden Vortrag in Weitersfeld, der Heimatgemeinde von Sigrid Stagl, konnte ich nicht teilnehmen. So ist die Idee entstanden sie zu fragen, ob sie auch zu uns kommt.
Foto: Traude Reinwein (links) und Sigrid Stagl (2.v.links)
Welthaus: Und wie habt ihr dann Kontakt aufgenommen?
Traude R.: Über einen der Veranstalter vom Kath. Bildungswerk habe ich den Tipp bekommen, mir ihre e-mail auf der Homepage der Wirtschaftsuni rauszusuchen. Ich habe sie angeschrieben und ihre Sekretärin hat prompt geantwortet. Die Zusammenarbeit war echt Klasse! Ich habe dann auch mit Sigrid Stagl persönlich telefoniert. Sie war erfreulich entgegenkommend und hat sich über die Einladung gefreut, weil sie ihr Wissen und ihre Botschaft gerne unter die Leute bringt.
Welthaus: Wie war das mit den Kosten? Wie konntet ihr euch so eine Koryphäe überhaupt leisten?
Traude R.: Wir haben gar nichts gezahlt! Auf die Frage nach dem Honorar hat sie gemeint „Ihr seid alle Steuerzahler und damit habt ihr schon bezahlt!“. Sie ist auch öffentlich angereist und das nach Kiblitz, das nicht gut erreichbar ist. Sie hat damit schon ein Zeichen gesetzt. Das habe ich bei der Begrüßung gleich betont, weil es bei uns immer heißt, dass man am Abend nicht mit Öffis nach Kiblitz kommt. Und für den Raum haben wir auch nichts bezahlt, weil wir mit dem Dorferneuerungsverein Kiblitz kooperiert haben, der uns das Dorfhaus gratis zur Verfügung gestellt hat.
Welthaus: Wie ist die Veranstaltung selbst gelaufen? Hat sie eure Erwartungen erfüllt?
Traude R.: Die Veranstaltung war gut besucht: 40 Personen waren vor Ort dabei und weitere 23 beteiligten sich via Zoom. Das Anliegen der FairWandeln-Gruppe war es, von der Referentin Tipps zu bekommen, was wir in unserem Umfeld tun können. Darauf ist sie aber wenig eingegangen. Sie hat wissenschaftlich fundierte Daten gut verständlich erklärt und dabei nichts beschönigt. Sie hat aber auch gesagt, dass es ihr fernliegt, uns zu sagen, was wir tun sollen. Die von ihr präsentierten 10 Punkte – wie 10 Gebote – die sie sich selbst vorgenommen hat, waren gute Beispiele, was man tun kann.
Welthaus: Welche Punkte hat sie da genannt?
Traude R.: Z.B. dass sie immer mit den Öffis fährt und nicht missioniert. Und sie hat auch Stellung bezogen – zB hat sie sich eine Reduktion der Pendlerpauschale ausgesprochen, obwohl sie in einer Pendlergemeinde war. Nach ihrem Vortrag entwickelte sich ein sehr angeregtes Gespräch mit vielen Fragen an die Referentin und auch einem Austausch von praktischen Beispielen und Ideen. Und obwohl sie sich noch über eine Stunde Zeit dafür genommen hat, hätte es noch länger dauern können, so interessiert waren die Leute.
Welthaus: Welche Ideen zum Klimaschutz in eurer Gemeine sind dabei entstanden?
Traude R.: Z.B. das Klimaticket zum Ausborgen für GemeindebürgerInnen, eine Photovoltaik-Energiegemeinschaft oder ein Klima-Spaziergang mit PolitikerInnen und Fachleuten. Überraschend war für mich auch, dass mein Vorschlag zur Temporeduktion auf 100 km/h nicht gleich niedergeschmettert wurde, sondern mir gleich zwei Leute aus anderen Gemeinden beigepflichtet haben. Das bestärkt mich jetzt darin, mich weiter dafür einzusetzen. Das Positive bei so einer Veranstaltung ist ja, dass man merkt, wer sich für das Thema interessiert. So können auch neue Allianzen entstehen.
Welthaus: Was ist das Resümee eures FairWandeln-Teams?
Traude R.: Insgesamt waren wir sehr zufrieden! Durch die sehr glaubwürdige Referentin ist viel an Bewusstseinsbildung entstanden. So haben wir unser Dorffest nach den Richtlinien für „Sauberhafte Feste“ organisiert und dafür die Unterstützung und Auszeichnung der NÖ Umweltverbände bekommen. Uns wurde klar, wie dringend der Handlungsbedarf ist und dass wir parallel zur persönlichen Verhaltensänderung auch von der Politik ernsthafte Weichenstellungen fordern müssen. Was leider nicht gelungen ist, war die Beteiligung seitens der Gemeinde. Weder der Bürgermeister noch die Gemeinderäte sind gekommen. Da müssen wir noch mehr einen Fuß hineinbekommen. Dafür hat eine NÖN-Journalistin einen Bericht geschrieben. Das haben wir bei FairWandeln schon gelernt, dass wir auch immer die Medien einladen.
Welthaus: Und welche Pläne habt ihr jetzt für die nähere Zukunft?
Traude R.: Am 9.11. zeigen wir den Film „Der Bauer und der Bobo“. Dazu haben wir Bauern und Bäuerinnen aus unserer Region eingeladen, damit sie uns von ihrer Situation erzählen. Wir wollen hören, wie es ihnen geht und was sie brauchen. Und weil wir beim Klima-Vortrag ein Spendenkörberl aufgestellt haben, obwohl wir keine Ausgaben hatten, können wir uns jetzt die Filmrechte für diese nächste FairWandeln-Veranstaltung leisten (€ 150,- + Steuer). Außerdem gehen wir hinaus aus dem Pfarrheim und zeigen den Film im Ziersdorfer Gemeindesaal. So erreichen wir hoffentlich noch mehr Menschen und v.a. auch EntscheidungsträgerInnen.
4 Tipps für eine gelungene FairWandeln-Veranstaltung:
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