Flucht und Integration
1. Flüchtlingshilfe: Info-Blatt für Menschen die helfen wollen
Infoblatt zur Rechtslage in der Versorgung von Flüchtlingen und zu Privatunterbringung.
In diesem Infoblatt finden Sie erste Grundinformationen über die rechtliche Lage in der Flüchtlingshilfe und darüber, welche Stellen für Beratung in NÖ-Süd zur Verfügung stehen.
Leitfaden für Pfarren zum Thema Wohnraumschaffung für Flüchtlinge
2. So sollte die Gemeinde Flüchtlinge unterstützen
Anregungen für Gespräche mit Bürgermeister_innen, Gemeinderät_innen und Verwaltung.
Erarbeitet von einer Arbeitsgruppe des Flüchtlingsnetzwerkes Wiener Neustadt, April 2016
- Allgemeine Massnahmen/ Überregionale Massnahmen und hilfreiche Massnahmen vor Ort
- Unterstützung der Ehrenamtlichen
- Argumentationshilfe zur Asyl-Debatte
- Botschaft an die Politik_Dialog für eine Welt 2016
3. Filme zum Thema:
"Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen. Pfarren engagieren sich für Flüchtlinge und AsylwerberInnen"
Die große Zahl an flüchtenden Menschen, die derzeit nach Europa kommt, stellt uns vor große Herausforderungen. Pfarren engagieren sich für Flüchtlinge und Asylwerber/innen.
Wie umgehen mit den Menschen, die bei uns Schutz suchen? Was können Pfarren in der aktuellen Situation tun? Pfarrmitglieder und Asylwerber/innen aus Rodaun (Wien Liesing), Traiskirchen und Heidenreichstein erzählen von ihren Erfahrungen und geben Tipps für andere Gemeinden. Langfassung (28 min) des Films von Silvia Schreyer-Richtarz im Auftrag der Katholischen Aktion Österreich.
- Langfassung (28 min): http://www.ka-wien.at/site/themen/tv/andererseits/article/1625.html
- Kurzfassung (10 min): https://www.youtube.com/watch?v=7b6H_DQBZnQ
Sozialwort-TV macht „Europäische Solidarität“ zum Gesprächsthema:
Krieg gegen das Kalifat
Wieland Schneider (Ressort Außenpolitik "Die Presse") im Gespräch mit Richard Richter über Ursachen und Dynamiken dieses Konfliktes im Nahen Osten und die Auswirkungen auf Europa. http://www.ka-wien.at/site/themen/tv/europaundderstier/article/1641.html
Wie Menschen zu Fanatikern werden
Aus seiner 25-jährigen Erfahrungen als Psychotherapeut und seinen persönlichen Erfahrungen als Jude und politisch engagierter Mensch, spricht Johann Lauber über psychische Ursachen fundamentalistischen Denkens und fanatischen Handelns.
http://ka-wien.at/site/themen/tv/europaundderstier/article/1629.html
Polen - ein zerrissenes Land
Die frühere langjährige ORF-Korrespondentin in Polen, Joana Radzyner, erläutert die Entwicklungen und Dynamiken, die zur aktuellen politischen Polarisierung des Landes geführt haben.
http://www.ka-wien.at/site/themen/tv/europaundderstier/article/1618.html
4. Gebetsabend/Gottesdienst
5. Nützliche Links:
- arenum.at Suche-Biete-Plattform der Katholischen Männerbewegung für Flüchtlings-Hilfsnetzwerke, Pfarren, Einzelpersonen, …
- „Spiele und Basteln mit Flüchtlingskindern.“ Ein Rollkoffer zum Ausborgen
jungschar.at/flucht - Workshop der kfb zu Migration, Asyl, Integration – Daten und Fakten sowie Raum, um über Zweifel, Ängste, Vorurteile und Hilfestellungen konstruktiv ins Gespräch zu kommen. Terminvereinbarung für Pfarrgruppen: lanmueller@edw.or.at, 01/51 552 – 3306
- Jobbegleitung: Wir suchen in Wien Ehrenamtliche, die arbeitssuchende Jugendliche ein halbes Jahr begleiten. Wir freuen uns auch über finanzielle Unterstützung des Projekts.
jobbegleitung.at - Asyl-Infoportal vom Verein SOL
Eine Fülle von hilfreichen Links, Faktenwissen, um Stammtischgeschwätz fundiert entgegentreten zu können und Wissen um erfolgreiche Initiativen und berührende Einzelfälle – das macht Mut und gibt Kraft.
http://nachhaltig.at/asyl/ - Facebook: „Gemeinsam für mehr Menschlichkeit“
Vernetzungstreffen Flüchtlingshilfe (Raum Wr. Neustadt) jew. 1. Do im Monat 19.00, Evang. Kirche, Porsche-Ring 4, Wr. Neustadt -
www.interreligioesesforum-wienerneustadt.at
- OFFENES HANDBUCH FÜR GEMEINDEN - „WEGE AUS DER ASYLQUARTIERKRISE“ Ratschläge, Auskünfte und Erfahrungen für die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen - von BürgermeisterInnen, für BürgermeisterInnen.
Es wurde in Alpbach im Sommer 2015 mit 100 BürgermeisterInnen und NGOs erarbeitet und ist dazu gedacht, weiteren Gemeinden zu helfen, Flüchtlinge erfolgreich aufzunehmen und kann als „offenes“ Buch runtergeladen werden.
www.alpbach.org/buergermeister
6. Praxisbeispiele (aus dem Handbuch für Gemeinden- siehe oben)
> Geschichte 11: Horn, Bezirk Horn, Niederösterreich
- Bürgermeister: Jürgen Maier
- EinwohnerInnen: 6.500; Flüchtlinge: 135
- Initiative zur Unterstützung von Flüchtlingen: http://willkommenmenschinhorn.jimdo.com/
Überschaubares Heim statt Massenquartier
Am 19. Mai 2015 löste eine via APA verbreitete Information von Verteidigungsminister Gerald Klug Entrüstung in der Waldviertler Gemeinde aus. Dem Innenministerium wurde in der Kaserne in Horn ein Quartier für 400 Flüchtlinge angeboten. Die Stimmung im Ort an jenem Tag war aufgeladen, schilderte Bürgermeister Jürgen Maier. Prompt gründete noch am selben Tag jemand eine Facebook-Gruppe mit dem Namen „Nein zum Groß-Asylheim in Horn“.
„Wir helfen gerne, aber nicht mit einem Massenquartier als Dank dafür, dass man die Kaserne zusperrt“, sagte Maier in einem Interview mit dem „Standard“. Man wolle sich nicht der Hilfe für Flüchtlinge verschließen, „aber nicht auf diese Art und Weise“. Der Bürgermeister berief alle im Gemeinderat vertretenen Fraktionen zu einer Dringlichkeitssitzung. Man beschloss, eine alternative Lösung anzubieten: Statt 400 Asylsuchenden sollten nur 100 kommen, die in einem ehemaligen Pflegeheim untergebracht werden konnten, das seit dem Neubau des Heims leer stand. Weitere Flüchtlinge sollten in kleinen Privatquartieren unterkommen können.
„Willkommen Mensch“ statt „Facebook-Anti-Asylheim-Gruppe“
Innerhalb weniger Tage formierte sich die Initiative „Willkommen Mensch“. Die engagierten Bürgerinnen und Bürger bildeten das konstruktive Gegengewicht zu den hinter der Facebook-Gruppe stehenden Personen. Ein großer Vorteil war die Überparteilichkeit von Willkommen Mensch, wodurch klassische politische Einteilungen nicht mehr anwendbar waren.
Am 10. Juni stellten Bürgermeister, Caritas, „Willkommen Mensch“ und die in Horn vertretenen Glaubensgemeinschaften (katholisch, evangelisch, muslimisch) das Flüchtlingsprojekt der Bevölkerung in einer Informationsveranstaltung vor, an der 400 Horner Bürgerinnen und Bürgerinnen teilnahmen. Willkommen Mensch organisierte Deutschkurse, Freizeitangebote, Dolmetscher für Behörden oder Arztbesuche und vieles mehr.
Maximal zwei Kinder pro Klasse
Der Bürgermeister stützte sich bei dieser Festlegung auf persönliche Erfahrungen, wonach ab drei nicht-deutschsprachigen Kindern die Interaktion mit dem Rest der Klasse rapide absinke. Mit unterstützendem Förderunterricht lernten die meisten Schülerinnen und Schüler innerhalb von drei Monaten so gut Deutsch, dass sie sich gut mit der Klasse verständigen konnten.
Beschäftigung für Flüchtlinge
Der Bürgermeister kümmerte sich bisher auch immer um gemeinnützige Beschäftigungen der Flüchtlinge, meist im lokalen Bauhof oder bei der Gemeinde. Sobald die Asylsuchenden einen positiven Asylbescheid hatten, war es besonders wichtig, dass sie in Arbeitskluft gesehen wurden, da es das Vorurteil des „Ausrastens in der sozialen Hängematte“ entkräftete. Wenn die Gemeinde einen Job vergab, wurde zuerst eine Bestätigung des Arbeitsmarktservice eingeholt, dass diese Stelle nicht von einem österreichischen Staatsbürger besetzbar war, um mögliche Vorwürfe eines „Arbeitsplatzraubs” entkräften zu können.
Keinen Neid aufkommen lassen – zu starkes Helfen abmindern
Manchmal sei es auch nötig, zu starkes Helfen abzumindern, erzählte der Bürgermeister – um keinen Neid bei der hiesigen Bevölkerung aufkommen zu lassen. Als das Kammermusikfestival Horn einen Teil seiner Plätze für Flüchtlinge reservierte, empfahl der Bürgermeister, dies nicht in der Öffentlichkeit groß kundzutun, um eben eine Neiddebatte zu vermeiden.
Bei Beschwerden: Anruf statt Polizei-Einsatz
Um Reibungspunkte mit der Bevölkerung zu reduzieren, wurden neue Prozesse definiert, beispielsweise bei einem Anruf wegen Ruhestörung bei der Polizei. Regulär würde ein Streifenwagen zur Kontrolle ausgeschickt. Nun wurde zuerst die in Frage kommende Familie telefonisch ermahnt. Dies ermöglichte es, Konflikte ohne offizielle Einsätze zu lösen und damit den Eindruck zu vermeiden, dass durch Flüchtlinge vermehrt Polizeieinsätze notwendig wären.
Oft geht es darum, Regeln und kulturelle Normen explizit zu erklären, sagt der Bürgermeister. Der Imam als Mitglied des Flüchtlingsbeirats ist hierfür ein wichtiges Bindeglied zwischen den Kulturen, um Missverständnisse aufzuklären. Als Kinder unbeaufsichtigt auf Spielplätzen spielten, half er zu vermitteln, was Aufsichtspflicht für Minderjährige bedeute. Auch die Straßenverkehrsordnung für RadfahrerInnen fand nach Berichten über „unverhältnismäßiges Gebaren im Straßenverkehr” durch ihn Eingang in die muslimische Flüchtlingsgemeinde.
Neue schnelle Info-Flüsse: Asylfragen sind Chefsache
Als der Bademeister des lokalen Freibads beobachtete, dass Flüchtlinge in Unterwäsche schwimmen gingen und Menschen daran Anstoß nahmen, meldete er dies direkt dem Bürgermeister. Es stellte sich heraus, dass die Flüchtlinge keine Badkleidung besaßen, was einfach zu beheben war. Auch hier trug der schnelle Informationsfluss dazu bei, ein potentielles Problem früh zu erkennen und schnell zu lösen.
Wenn Behauptungen im Umlauf waren, dass es Diebstähle und Vandalismus gab, rief der Bürgermeister selber in den Geschäftslokalen oder bei der Polizei an. In allen Fällen konnten die Behauptungen als haltlose Propaganda entlarvt werden. Mitglieder von Willkommen Mensch stellten dies dann in den sozialen Netzwerken klar.
Für den Bürgermeister sind Verantwortungsgefühl, schneller Informationsfluss, klare Kommunikation nach innen und außen, pro-aktives Handeln und eine lösungsorientierte Herangehensweise an Konflikte die Erfolgsfaktoren in Horn.
> Geschichte 10: Neudörfl, Bezirk Mattersburg, Burgenland
- Bürgermeister: Dieter Posch
- EinwohnerInnen: 4.400; Flüchtlinge: 56
- Website der Gemeinde: neudoerfl.gv.at
Arbeitsverbot für Asylsuchende aufheben
Bgm. Posch plädiert seit langem dafür, das Arbeitsverbot für Asylsuchende aufzuheben. Die Flüchtlinge wollen in der Regel etwas tun. Es sei Aufgabe der Politik, sie nicht zu passivieren, fordert Posch. In Neudörfl erhalten die Flüchtlinge über die Caritas Arbeit – das sei eine Win-win-Situation für alle. Die Flüchtlinge werden von Betroffenen – von Menschen, für die jemand arbeitet – zu Beteiligten, die für sich selber sorgen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Sich dem Stammtisch stellen
Natürlich gibt es auch Probleme auf Gemeindeebene – etwa, als sich eine Mutter beschwerte, dass Flüchtlingskinder keine Beiträge für den Kindergarten zahlen müssten. Posch führte mit ihr ein offenes, direktes Gespräch, und die Mutter wurde schließlich zu einer Befürworterin der kostenlosen Teilnahme von Flüchtlingskindern. Ganz allgemein sei es wichtig, die sozial Schwächeren am Stammtisch oder in Einzelgesprächen gut zu informieren und die Angstmacherei durch Medien oder Politiker zu bekämpfen. „Ich lasse die Leute die Antworten selber erforschen“, erklärte Posch seine pädagogische Vorgehensweise.
> Geschichte 9: Bad Erlach, Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich
- Bürgermeister: Bürgermeister Johann Rädler
- EinwohnerInnen: 2900; Flüchtlinge: 15
- Website der Gemeinde: baderlach.gv.at
Hasspostings ignorieren
In einer Postwurfsendung an die Bevölkerung, mit dem Logo der drei im Gemeinderat vertretenen Parteien, bat der Bürgermeister die Bürgerinnen und Bürger um Sachspenden und finanzielle Unterstützung – aber auch um Haltung. „Ich weiß, dass es Gemeindebürger geben wird, die diese Hilfe ablehnen und mich für das, was ich da mache, kritisieren werden. Es war und bleibt aber meine Grundeinstellung – auch wenn der Sturm entgegen bläst, wird die Vernunft am Ende siegen. Daher werdehttp://www.ka-wien.at/admin/index_admin.siteswift?ts=1491591254 ich mich auch von polemischen Wortmeldungen nicht von diesem Vorhaben abbringen lassen und meinen Weg der Mitmenschlichkeit weitergehen.“ - Die direkte Kommunikation mit den Menschen funktioniert besser als mit Medien. – Es ist wichtig die Haltung „Wir werden es schaffen“ zu verstärken.
Weitere Infos und Praxisbeispiele: www.alpbach.org/buergermeister
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