Leben mit dem Klimawandel
Bild (von links nach rechts): Gerti Jaksch-Fliegenschnee/ Weltladen Baden, Silvia Schreyer-Richtarz/ Welthaus Wien, Odette Savadogo, Didier Ouedraogo, Evelyn Hödl, Kaplan Théodore Mbarga.
Burkina Faso, das "Land der ehrenhaften Menschen" (früher Obervolta) ist zweieinhalb mal so groß wie Österreich; die 20 Millionen Einwohner sprechen 68 Sprachen. im Westen Afrikas, südlich der Sahara gelegen, ist das Land mit großen Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert: dem Vordringen der Wüsten, der Verkürzung der Regenzeit von 6 auf 4 Monate und der Abholzung, die die Bodenerosion verstärkt. Missernten und Ernteausfälle bedrohen die ganze Bevölkerung, die zu 80 % von der Landwirtschaft lebt.
Bereits 1984 - unter Premierminister Thomas Sankara - wurde ein nationaler Plan zur Bekämpfung der Desertifikation erstellt, und es wurden Wiederaufforstungsprogramme und Alphabetisierungskampagnen durchgeführt. Sankaras Politik zielte darauf ab, im Land zu produzieren und nicht abhängig von teuren Importen zu werden. Er weigerte sich auch, die Auslandsschulden des Landes zu begleichen. 2005 wurden im Rahmen einer Initiative von Weltbank und Internationalem Währungsfonds diese Schulden gestrichen. Dass in Burkina Faso die Förderung des ländlichen Raumes ein politischer Schwerpunkt war, zeigt sich auch an der Tatsache, dass das Land zwei Alternative Nobelpreis-Träger hervorbrachte: Joseph Ki-Zerbo (1992) erarbeitete Entwicklungsmodelle für Afrika, die sich nicht an westlichen Vorgaben orientierten; Bernard Lédéa Ouédraogo (1997) förderte die Selbsthilfe-Bewegung der Bauern.
Von staatlicher Seite werden in Zusammenarbeit mit Nicht-Regierungs-Organisationen, wie z.B. der Caritas, Forschungsprogramme zur Entwicklung anpassungsfähigen Saatguts gefördert. Es wurden künstliche Wasserstellen errichtet und besondere Anbaumethoden entwickelt, um Wasser möglichst effizient zu nutzen, Gärten und Felder anzulegen. Damit können Ernährungssicherheit und Arbeitsmöglichkeiten für die Jugend gewährleistet und die Landflucht verhindert werden.
Gesundheitszentren in den Dörfern und gemeinschaftliche Gesundheitsversorgung sind wichtige Entwicklungsschwerpunkte in Zusammenarbeit mit der Caritas.
Weitere Initiativen sind der Kampf gegen "Plastik", Müllsammelaktionen und Recycling-Projekte.
Eine große Herausforderung ist nach wie vor die Abholzung. Solarenergie ist teuer und führt wieder zu Importabhängigkeit. Eine Alternative sind energiesparender Öfen, die den Brennholzverbrauch reduzieren und die mit lokalen Ressourcen entwickelt werden können.
Die spannenden Ausführungen der Gäste regten viele Fragen und intensive Gespräche
unter den TeilnehmerInnen des Workshops an. Zum Abschluss gab es auch Gelegenheit, Produkte aus Burkina Faso, Cashewnüsse und Mangos, angeboten vom Weltladen Baden, zu verkosten.
Das kleine westafrikanische Land, das zu den ärmsten der Welt zählt, macht große Anstrengungen, dem Klimawandel zu begegnen. Es gibt uns ein großartiges Beispiel und weist uns auf unsere Verantwortung hin. Eines sollte uns auch - wie Kaplan Théodore Mbarga anmerkte, bewusst werden: Für uns Menschen in den reichen Ländern des Nordens bedeutet der Kampf gegen den Klimawandel ein weniger bequemes Leben; für die Menschen in Burkina Faso und anderswo im "Süden" der Welt, bedeutet er das Überleben.
Evelyn Hödl