Mission ist "Lebensinhalt und Lebensprogramm"
"Soll die Kirche heute noch missionieren?" Dieser freilich nur rhetorisch gemeinten Frage gingen der Steyler-Missioner P. Franz Helm und Otto Neubauer, Leiter der Akademie für Dialog und Evangelisation, bei einer Podiumsdiskussion am Montagabend, den 15. Oktober 2018, im Wiener Otto-Mauer-Zentrum auf den Grund. Für Helm ist Mission "Lebensinhalt und Lebensprogramm". Um Missionar zu werden, habe er sich den Steyler Missionaren angeschlossen. Er verstehe unter Mission, "dort zur Verfügung zu stehen, wo ich gebraucht werde, den christlichen Glauben zu bezeugen". Ebenso gehe es bei Mission darum, "aus dem Glauben heraus mich einzusetzen für die Menschen, für die Gesellschaft, für die Welt auf eine gute Veränderung hin".
Im Missionsdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) werde zum Ausdruck gebracht, dass die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch sei, weil sie "als gesamte" auf dem Weg sei. Ohne Mission gebe es keine Kirche: "Nicht die Kirche hat eine Mission, sondern die Mission hat eine Kirche", so der Ordensmann. Die Mission sei letztlich in Gott begründet.
Mit anderen Glück teilen
"Ein Glück erfahren, das ich gerne mit anderen teilen wollte." - So definiert Otto Neubauer, Leiter der Akademie für Dialog und Evangelisation und Autor des Buches "Mission Possible", den Begriff Mission. "Mission heißt eigentlich 'lieben'. Wenn man geliebt wird, möchte man wieder zurücklieben." Neubauer gab zu bedenken, dass der Missionsbegriff in der Vergangenheit auch missbraucht und instrumentalisiert worden sei. Deshalb müsse dieser wieder neu besetzt werden.
Die heutige Gesellschaft sei hochmissionarisch, das Problem mit dem Begriff der Mission sei hauptsächlich ein binnenkirchliches, so Neubauer. Denn: "Auf jeder Homepage, bei jeder Firma, gibt es ein 'Mission Statement', jeder hat eine Mission." Die Gesellschaft wolle sich ständig anbieten, die Kirche sei hier schon im Nachzug, so Neubauer. Dabei könne die Kirche letztlich gar nicht anders, als missionarisch zu sein.
Stärkste missionarische Kraft ist Freude, weil absichtslos
„Die stärkste missionarische Kraft ist die Freude, weil sie absichtslos ist“, habe ihm schon Papst Benedikt XVI gesagt, berichtete Neubauer. Die erste Frage müsse daher sein, „was kann ich für den anderen tun? Welchen Menschen gebe ich Priorität? Die Not Europas ist nicht akzeptiert zu sein. Es braucht ein Angenommen sein, bevor ich glauben kann“, so Neubauer. Daher sei es „ganz wichtig, dass wir eine hörende Kirche werden“. Er selbst „habe gelernt, so lange zuzuhören, weil in jedem Menschen steckt ein unendlicher Reichtum“.
Neubauer erläuterte: „Die eigentliche Mission ist der Dialog. Ich geh aus jedem Dialog verändert heraus“, berichtete er sehr persönlich. Zur Leidenschaft gehöre „echte Demut. Die KA ist war der Motor, da man in innovative Projekte hineingegangen ist“. Heute hingegen gebe es „viel zu wenig Bereitschaft, verbeulte Kirche zu sein, sind wir viel zu sehr in der Komfortzone“. Ebenso müssen wir uns darüber klar sein: „Die Mission der Kirche muss vielfältig sein. Das geht nur in einer ergänzenden Vielfalt“. Die Pfarren seien dabei „die Rettungsboote in einer stürmischen Zeit“. Auch dürfen wir nicht vergessen: „Gott ist schon am Wirken“.
"Das Evangelium bringt die Menschen zusammen". Eine Mission, "die spaltet und Menschen ausschließt und sich über andere stellt", sei nicht aus dem Evangelium ableitbar und abzulehnen, so Neubauer. Zu der von Christoph Riedl-Daser moderierten Podiumsdiskussion hatte der Wiener Katholischen Akademikerverband gemeinsam mit der Katholischen Aktion eingeladen.
Kathpress, Franz Vock