Alfred Klose war immer der Zeit voraus
Die "großen Zukunftsfragen unserer Gesellschaft zwingen zu einer Neubesinnung auf ethische Werte, zu einer Wiederentdeckung der Ethik und ihrer Möglichkeiten", schrieb der am 27. Februar 2015 im 87. Lebensjahr verstorbene DDDr. Alfred Klose in seinem Buch „Kulturethik als Herausforderung“ 2005. Für den promovierten Juristen und Philosophen, habilitierten Politikwissenschaftler und Ao. Universitätsprofessor war klar: „Es geht immer wieder um eine Gesellschaft, in der Menschenwürde und Menschenrechte bestimmend sind“. Dem entsprechend war ihm die Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis, also eine angewandte Kulturethik, ein großes Anliegen.
In Zeiten des Umbruchs wegweisend
Schon vom Herbst 1967 bis 1970, also während Klose sein 1970 veröffentlichtes Buch, „Ein Weg zur Sozialpartnerschaft. Das österreichische Sozialmodell“ verfasste, dass in der Politik für viele Jahre wegweisend wurde, war er Mitglied im KAÖ-Präsidium. In diesen Zeiten des Umbruchs nach dem Konzil wirkten die KA und Klose durch die Schaffung der Pfarrgemeinderäte an der Einbeziehung der Laien in die kirchlichen Strukturen wegweisend mit. Aber auch beim Übergang von Kardinal König zu EB Groer und Weihbischof Kurt Krenn, war Klose – mit der Wahl am 29. April 1985 bereits KA-Wien Präsident – um „eine Befriedung, um Ausgleich und Respekt bemüht“, wie der damalige KMB-Diözesansekretär Georg Hartl in einem unveröffentlichten Festschriftbeitrag festhielt.
Als KMBÖ-Vorsitzender von 1984 - 1987 war Klose in dieser Zeit des Aufbruchs „eine Vertiefung der Spiritualität für Führungskräfte ein großes Anliegen“, wie der damalige KMBÖ Generalsekretär Georg Kopetzky in einem Brief darlegte. Dafür organisierte die KMBÖ eine große Wallfahrt mit Teilnehmern aus allen Diözesen nach Rocca di Papa bei Rom im Frühjahr 1986. Mit Stellungnahmen zu den Vorbereitungsdokumenten der 1987 in Rom stattfindenden Weltsynode zum Laienapostolat, die im Päpstlichen Rundschreiben „Christefideles Laici“ 1988 ihren schriftlichen Ausdruck fand und „eine weitere Aufwertung des Wirkens der Nicht-Kleriker in der Kirche nach dem zweiten Vatikanum brachte“, so Hartl, oder mit der Planung und Durchführung der seit 1987 jährlich stattfindenden KMBÖ Sommerakademie wurden Akzente gesetzt, um in die Gesellschaft hineinzuwirken.
"Der Mensch darf nicht alles, was er kann"
Ausgehend vom Katholikentag 1983 nahm die KMBÖ „unter der Leitung von Alfred Klose als erste katholische Bewegung mit Christen hinter dem ´Eisernen Vorhang Kontakt auf und (bot) Hilfen an. Neu war auch eine vertiefte Sorge um den alten Menschen in unserer Gesellschaft. Es wurden Studientagungen durchgeführt und Behelfe erstellt. … Mit Alfred Klose waren wir immer der Zeit voraus“, so Kopetzky. Ebenso engagierte sich Klose als neuer KA Wien Präsident gleich tatkräftig für die von der KAÖ gestarteten Initiative "Mensch, Umwelt, Schöpfung/Gott ist ein Freund des Lebens," und legte unter dem Motto "der Mensch darf nicht alles, Was er kann," in der „einführenden Broschüre zur Aktion seinen Lösungsansatz für die Umweltprobleme prägnant dar“, so Hartl.
Als KA Wien Präsident (1985-1991) und Vize- (bis 1994) war Klose die Sorge um sozial Benachteiligte und Randgruppen der Gesellschaft genauso wichtig, wie aus den Erfahrungen des 2. Weltkriegs durch Vergangenheitsbewältigung und Versöhnung zu lernen, oder die Gleichberechtigung der Frauen: „Diese müssen im Bereich der Laienarbeit grundsätzlich und ohne Ausnahme gleichberechtigt sein“, so Klose. Und um Brücken zu bauen setzte er sich für die Einberufung des Wiener Diözesanforums ein und wirkte in diesem Rahmen als Synodale von April 1989 bis Oktober 1992.
Als KMBÖ Vorsitzender fand Klose klare Worte zum politischen Geschehen: „Budgetsanierung – auch eine ethische Aufgabe“. Und zu 100 Jahren „Rerum Novarum“, dem 1. Sozialhirtenbrief der Kath. Kirche, beteiligte sich die KMBÖ mit Klose „an einem breit angelegten Studienvorgang, der zu einem österreichischen Sozialhirtenbrief führte. Alfred Klose war nicht nur als Führungskraft sondern auch als Fachmann beteiligt“, fasste Kopetzky zusammen. Und Hartl resümierte: „In den Reihen der KA der Erzdiözese Wien ist Kloses Appell ´Ethos und Tat´ zusammenzubringen, also den Anregungen und Ideen die entsprechenden Aktionen folgen zu lassen, in beachtlichem Maße angenommen worden“.
Das Begräbnis findet am 12. März 2015 um 15.00 Uhr am Friedhof Neustift am Walde, 1180 Wien, Pötzleinsdorfer Höhe 2, statt. Um etwa 16.15 Uhr wird ein Auferstehungsgottesdienst in der Pfarrkirche Pötzleinsdorf, 1180 Wien, Schafberggasse 2, gefeiert.
Franz Vock
Zum unveröffentlichten Festschriftbeitrag von Georg Hartl