Karl Strobls Erbe ist „wirksam wie der biblische Sauerteig“
„30 Jahre nach seinem Tod ist das Erbe Karl Strobls kein toter Schatz, sondern ein Ferment, das in Kirche und Gesellschaft lebendig ist, manchmal freilich verborgen, aber wirksam wie der biblische Sauerteig“, sagte der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari beim Gedenkgottesdienst für den Hochschulseelsorger und Kunstexperten vor über 400 Gläubigen am 31. August in Poysdprf, NÖ.
Mit ´unerschrockener Vorsicht´ Impulse zu einem wetterfesteren Glauben“
„Es kann uns Christen in einer Zeit großer Umbrüche in Gesellschaft und Kirche viel zu denken und starke Impulse geben zu einem wetterfesteren Glauben, der ebenso inspiriert ist durch den Papst Franziskus und sein aufrüttelndes Schreiben ´Evangelii gaudium´ wie durch den Papst emeritus Benedikt als Verkünder von ´Deus caritas est´“, führte Kapellari mit Blick auf die Gegenwart aus.
Strobls Reden kreiste „um große, wiederkehrende Themen – Gott, Mensch, Welt, Kirche, Reich Gottes, Kairos, Eschatologie. Dieses Reden war immer mehr Frage, sokratisch mäeutische Frage, als trompetenhafte Behauptung“, charakterisierte Kapellari seinen ehemaligen Kollegen. „Sein Handeln war inspiriert durch viele Ideen, die er allein oder in zahlreichen Gesprächen mit Studierenden und älteren Zeit- und Glaubensgenossen entwickelt hatte. Er bewegte sich dabei in einer Haltung, die mir mit dem Paradox ´unerschrockene Vorsicht´ am besten ausgedrückt erscheint“, so Kapellari weiter.
Der am 20. Jänner 1908 in Wilhelmsdorf bei Poysdorf als Sohn eines Weinbauern geborene „Karl Strobl war eine Gründergestalt“, betonte der Grazer Diözesanbischof beim 2. Bründlfest vor der Wallfahrtskirche Maria Bründl in Anwesenheit vieler Gläubiger, die ihn noch persönlich kannten.
„Er zählt zu den Gründern der Katholischen Hochschuljugend Österreichs, des Afro-Asiatischen Instituts, des Österreichische Studienförderungswerks ´Pro Scientia´, der Zeitschrift ´Wort und Wahrheit´ und des Forums St. Stephan, das sich das Gespräch zwischen Wissenschaft, Kunst und Kultur zum Anliegen gemacht hat“, führte Kapellari näher dar.
Strobl lebte eine „Synthese zwischen Weltweite und heimatlicher Tiefe“
„ Als Erbe seines Freundes Otto Mauer gab Strobl den entscheidenden Anstoß zur Gründung des ´Otto-Mauer-Fonds´ 1980 und zur Stiftung des ´Otto Mauer-Preises´, der nach wie vor bedeutendsten Auszeichnung für österreichische Nachwuchskünstler. Vor allem war er aber der Begründer der Katholischen Hochschulgemeinde in Wien, die dann zum Modell für die anderen Hochschulgemeinden in Österreich geworden ist, und er war Erfinder und Gestalter des Modells ´Katholisches Studentenhaus´“, so Kapellari.
Der 1931 zum Priester geweihte Strobl, der 1938 zum Leiter der Studentenseelsorge in Wien berufen wurde, verwirklichte bis 1969 seine Vision eines studentischen Wohn- und Begegnungsortes in der Ebendorfer Straße, dem heutigen „Edith-Stein-Haus“. Schon während dem Zweiten Weltkrieg bildete er in der Peterskirche einen Kreis des geistigen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Für Kapellari lebte Strobl „in einer spannungsreichen Synthese zwischen Weltweite und heimatlicher Tiefe“, der sich und anderen oft die Frage stellte: „Wie viel Erde braucht der Mensch“.
Dem entsprechend war Strobl das auch auf seinem Grabstein stehende Wort aus Psalm 87 „Alle meine Quellen entspringen in dir“ kostbar. Unter der Leitung von Bischof Kapellari beteten über 50 Personen – darunter auch seine Verwandten – anschließend an seinem Grab. Neben Theo Quendler, dem Vorsitzenden des Vereins „Freunde der Katholischen Hochschulgemeinde Wien“, der die Begrüßung übernahm, hatten das Forum Zeit und Glaube, die Katholische Hochschulgemeinde Wien, die Katholische Hochschuljugend Wien, die KHJÖ, der Otto Mauer Fonds, Pro Scientia, das Forum St. Stephan, der Katholische Akademiker/innen Verband Österreichs und das Netz initiativer Christen dazu eingeladen. Strobl war langjähriger geistlicher Assistent der Katholischen Aktion Österreichs und bis zu seinem Tod am 21. August 1984 Geistlicher Assistent des KAV Wien.
Franz Vock