Altes Testament
Er spricht Recht im Streit der Völker,.... Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. (Jesaja 2, 4)
Neues Testament
Jesus,... ist unser Friede. Er ... riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. (Epheser 2, 14)
Zur exegetischen Einführung
Am Beginn des Buches des Propheten Jesaja, der in Jerusalem im 8. Jh. v. Chr. wirkte, steht eine Vision über Jerusalem als Mittelpunkt des künftigen messianischen Reiches. Die „Völkerwallfahrt“, die am Ende der Tage „zum Berg mit dem Haus des Herrn“ ziehen wird (Jes 2,2) ist ein Auftrag für Israel.
Die Mahnungen des Propheten in den folgenden Abschnitten des Buches sind auf dem Hintergrund der Erwählung, die Zeichen für die ganze Welt sein soll, zu sehen. Denn Israel ist dazu bestimmt, die Berufung Gottes vor der Welt zu leben. Gerade deshalb wird das Verhalten in der Gegenwart kritisch betrachtet und ein würdiger Wandel im Lichte Gottes eingemahnt: „Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.“ (Jes 2, 5)
Auf diesem Hintergrund ist auch die Friedensvision des obigen Zitates zu sehen. Aktuell herrschte Krieg unter den Völkern, Zion war nicht die Wallfahrtsstätte der Völker, sondern umkämpft und in Kriege verwickelt. Welche Aktualität bis heute! Die Endzeitvision aber entwirft ein Bild des Friedens als Gabe und Aufgabe für damals und heute.
Im neutestamentlichen Text aus dem Brief an die Epheser wird in der Person Jesu der Friede als Vollendung gesehen. Durch Jesus Christus und seinen erlösenden Weg bis zum Kreuz wurde die Feindschaft zwischen Juden und Heiden aufgehoben, denn sie sind eins in Christus. Auch hier gilt, wie im alttestamentlichen Text, dass das Volk Gottes dieser Berufung in einem entsprechenden Wandel nachkommen und zum Zeichen des Friedens in der vielfach gespaltenen Menschheit werden soll.
Gerechtigkeit weltweit
Altes Testament
Dann tragen die Berge Frieden für das Volk und die Höhen Gerechtigkeit.
Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, Hilfe bringen den Kindern der Armen. (Psalm 72, 3-4)
Neues Testament
Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.
(Lukas 11, 2b, c)
Zur exegetischen Einführung
Der Psalm, dem diese Verse entnommen sind, gehört zur Gattung der Königslieder und messianischen Psalmen. Psalm 72 kündet von der friedlichen Weltherrschaft des erwarteten Friedenskönigs und ist ein Gebet um sein Kommen.
Kerngedanke ist die Gerechtigkeit, die von Gott ausgeht und durch den erflehten Friedenskönig erfahrbar werden soll. Der verheißene Friede und die Zuwendung zu den Armen und Gebeugten sind die Folge dieser Gerechtigkeit. Die Sehnsucht nach diesem Friedensreich ist eine noch unerfüllte, wie uns der Zustand unserer Welt auf erschütternde Weise zeigt.
Der neutestamentliche Text aus dem Lukasevangelium ist dem Gebet des Herrn entnommen. Die Bitte um das Kommen des Reiches Gottes steht wie im alttestamentlichen Text im Vordergrund.
Wenn Gottes Name, seine Gegenwart unter uns, geheiligt wird, dann öffnen wir uns für seine Verheißungen, seine Barmherzigkeit und Liebe. Wir sehen die Welt und ihre Sehnsucht nach Veränderung zum Besseren hin, in neuem Licht und werden nach Wegen suchen, die Hindernisse für das Kommen von Gottes Reich zu beseitigen.
Spirituelle Impulse für die Fastenzeit
Die Meditation der Bibel, gerade auch der hier angeführten Stellen und deren Kontexte, kann uns die Welt in neuem Licht erscheinen lassen. Nehmen wir das Geschenk der vorösterlichen Zeit an, uns in Stille und Besinnung auf das christliche Grundfest zu bereiten.
In Gebet und Meditation und im Blick auf das eigene Leben werden sich manche Türen öffnen, hinter denen Unliebsames verborgen ist, dass wir oft verdrängen. Machen wir uns mutig auf den Weg, um im eigenen Leben und in unserem Umfeld Frieden und Gerechtigkeit wirksam werden zu lassen. Der Friede, den der auferstandene Herr schenkt, ist ein Friede, den die Welt nicht geben kann (vgl. Joh 14, 27). Ihn weiterzugeben, ist Aufgabe der Jünger und Jüngerinnen des Herrn.
Gesprächsimpulse für die Fastenzeit
Schlüsselsätze aus dem Text des Sozialworts zu Friieden und zu Gerechtigkeit – sollen von jedem/r der Teilnehmenden ausgewählt und kurz vorgestellt werden. Welche Aussage des Kapitels „Frieden in Gerechtigkeit – Gerechtigkeit weltweit“ erscheint mir besonders wichtig und warum?
Anregungen für das Gespräch
In der vorösterlichen Zeit gehen wir dem zentralen Fest unserer Erlösung, dem Sieg des Lebens über den Tod entgegen. Wie können wir dem Glauben an das ewige Leben in einer Welt im Schatten des Todes neue Zugänge eröffnen?
Welches Fasten ist angemessen, um den Frieden in einer Welt des Hasses zu vermehren? Wie kann ich / können wir in unserer Mitwelt zu mehr Frieden beitragen?
Wie können wir den Glauben an das Gute und die Gerechtigkeit Gottes stärken angesichts der ständigen Flut von gegenteiligen Nachrichten in den Medien?