Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen,... an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen. (Jesaja 58, 6-7)
Neues Testament
Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. ... Jedem wurde so viel zugeteilt, wie er nötig hatte. (Apostelgeschichte 4, 34-35)
Zur exegetischen Einführung
Das alttestamentliche Zitat aus dem Buch Jesaja ist einem Abschnitt entnommen, in dem „wahre Frömmigkeit“ und ein Fasten, das Gott gefällt, beschrieben wird. Es geht nicht um Kasteiungen des Fastens ohne Wandel der Gesinnung, sondern um ein Fasten, das dem Menschen Augen und Herz für die Nöte der Mitmenschen öffnet.
Nicht ichbezogenes Handeln, das sich in der Selbstbespiegelung gefällt und die eigene Tugend herausstellen will, ist gefragt, sondern mitmenschliches Handeln,
das in Werken der Barmherzigkeit (vgl. Mt 25, 35 ff.) seinen Ausdruck findet. Hierin zeigt sich das Ergriffensein von Gottes Geist und seinem Werk der Erlösung.
Im neutestamentlichen Text wird eine zentrale Stelle aus der Apostelgeschichte zitiert. Hier lässt sich herauslesen, wie der Geist des Herrn in der Urgemeinde wirkte und gegenwärtig war. Die Gütergemeinschaft verhinderte, dass jemand Not leiden musste. „Sie hatten alles gemeinsam“, so heißt es schon in der ersten Schilderung der Urkirche in Apg 2, 44. Wie würde / könnte es in unserer Gesellschaft und globalisierten Welt aussehen, wenn das Prinzip des Ausgleichs aller Not Gültigkeit hätte?
Spirituelle Impulse für die Fastenzeit
Was bedeutet mir / meiner Gruppe die Übung des Fastens? Bin ich / sind wir bereit, uns von den Worten des Propheten Jesaja ergreifen zu lassen und nach einem Fasten zu streben, das Gott gefällt?
Die Fastenzeit ist ein Geschenk, um uns dafür bereit zu machen, die Welt und ihre Nöte mit neuen Augen zu sehen und erfüllt von Gottes Geist entsprechend zu handeln.
Gesprächsimpulse für die Fastenzeit
Schlüsselsätze aus dem Text des Sozialworts – sollen von jedem/r der Teilnehmenden ausgewählt und kurz vorgestellt werden. Welche Aussage des Kapitels „Arbeit – Wirtschaft – Soziale Sicherheit“ erscheint mir besonders wichtig und warum?
Anregungen für das Gespräch
Welche Nöte unserer Gesellschaft bedürften dringend eines Ausgleichs? Wie ließe sich daran etwas verbessern?
Wenn heute in Medien und Gesellschaft von „Fasten“ gesprochen und dieses vollzogen wird, ist es selten eine Frömmigkeitsübung, sondern steht zumeist im Dienst der Wellness, der Verbesserung der eigenen Befindlichkeit. Die Übersättigten schauen dabei wieder nur auf sich, um einige Kilos abzuspecken. Auch hier würde Jesaja im Namen Gottes fragen: „Ist das ein Fasten, wie ich es liebe“ (Jes 58, 5)? Diese Frage soll nicht mit erhobenem Zeigefinger gestellt werden, sondern als Einladung, sich auf einen Perspektivenwechsel einzulassen.
Welche Möglichkeiten hat der / die einzelne, in unserer Gesellschaft auf Missstände zu reagieren und zur sozialen Sicherheit beizutragen? Welche Organisationen sind bekannt, die sich für gerechte Arbeit und Wirtschaft sowie für soziale Sicherheit einsetzen?