Weisheit übertrifft die Perlen an Wert, keine kostbaren Steine kommen ihr gleich. Ich, die Weisheit, verweile bei der Klugheit, ich entdecke Erkenntnis und guten Rat. (Sprichwörter 8, 11-12)
Neues Testament
Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, ... gebe euch den Geist der Weisheit... . Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid
(Epheser 1, 17-18),4
Zur exegetischen Einführung
Der Text aus dem Alten Testament ist dem Buch der Sprichwörter entnommen. Man sah in König Salomo, der wegen seiner Weisheit berühmt war, den Verfasser dieses Buches. Im ersten Teil des Buches, der neun Kapitel umfasst und dem das obige Zitat entnommen ist, sind erzieherische Aussagen eines Weisheitslehrers enthalten, mit denen er vor Torheit warnt und zur Weisheit hinführen will.
Weisheit, die biblisch nicht nur vom Verstand her verstanden wird, sondern als eine Eigenschaft Gottes gilt und als Gabe an den Menschen dessen gesamtes Verhalten, nicht nur sein Denken prägt, ist überaus erstrebenswert. In wunderbaren Bildern wird hier über die Weisheit gesprochen, Perlen und kostbare Steine werden zum Vergleich herangezogen, orientalische Pracht steigt vor dem inneren Auge auf – und die Weisheit übertrifft dies alles. Im vorangegangenen Vers 10 heißt es: „Nehmt lieber Bildung an als Silber, lieber Verständnis als erlesenes Gold!“ Was ließe sich einem Kapitel über Bildung besser voranstellen als diese Bibelzitate?
Für den neutestamentlichen Text wurde eine Stelle aus dem Epheserbrief gewählt. Hier bittet der Verfasser (Paulus oder einer seiner Schüler) für die ihm anvertraute Gemeinde um die Erkenntnis Gottes, die durch die Gabe des Geistes der Weisheit und der Offenbarung (Eph 1,17) ermöglicht wird. Wie das gesamte Leben ist auch der Glaube Gabe und nicht Willensakt. Wem die Weisheit geschenkt wird, der wird in seinem Innersten, durch die „Augen seines Herzens“ erleuchtet, er erlangt die wahre Herzens-Bildung. Wer aus dieser Erleuchtung heraus lebt, lebt aus der Hoffnung auf Gottes Macht, die alles zum Guten wandeln kann.
Spirituelle Impulse für die Fastenzeit
Nehmen wir uns Zeit, in Stille und Muße, bei einem Spaziergang durch die Vorfrühlingslandschaft auf die „Augen unseres Herzens“ zu achten, was sie uns zu sehen geben. Ist uns die Herzensbildung ein Anliegen, um Gott im biblischen Sinn mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit aller Kraft und allen Gedanken zu lieben und in der Folge unsere Nächsten wie uns selbst (vgl. Lk 10,27)?
Nicht nur in den Entwicklungsländern ist das Recht auf Bildung ein Grundanliegen, damit kommende Generationen ein besseres Leben führen können, auch in den so genannten Wohlstandsländern ist Bildung, besonders was Bildung, die zu einem geglückten Leben führt, die Weisheit und Herzensbildung vermittelt, ein Desiderat. Vielleicht kann das Überdenken des Lebens in der Fastenzeit neue Wege zur Verbesserung mancher Notlage aufzeigen.
Gesprächsimpulse für die Fastenzeit
Schlüsselsätze aus dem Text des Sozialworts – sollen von jedem/r der Teilnehmenden ausgewählt und kurz vorgestellt werden. Welche Aussage des Kapitels „Bildung“ erscheint mir besonders wichtig und warum?
Anregungen für das Gespräch
Beim Überdenken des Lebens im persönlichen und gesellschaftlichen Bereich werden Weisheit und Herzensbildung oft nicht im Vordergrund stehen. Vielleicht könnten wir auf dem Weg zum Osterfest diese Gaben neu schätzen lernen und uns darum bemühen.
Das ökumenische Sozialwort stellt das Kapitel über „Bildung“ an den Beginn, wodurch die herausragende Bedeutung dieses Themenfeldes hervorgehoben wird. Die Betonung des Grundrechts auf Bildung lässt daran denken, in wie vielen Ländern unserer Erde dies keineswegs selbstverständlich ist. Wie vielen Kindern wird der Zugang zur Bildung durch die sozialen Umstände verwehrt! Was ließe sich dagegen tun?
Was kann der / die Einzelne dazu beitragen, dass Bildung nicht immer mehr bei der Vermittlung von Sach- und Faktenwissen stehen bleibt, sondern zur Förderung von Weisheit und Herzensbildung beiträgt?