Weinviertel-Akademie: „Welche Reform(ation) braucht unsere Gesellschaft/Kirche heute?
Diakoniedirektor Michael Chalupka appellierte an die knapp 150 Teilnehmer/innen der heurigen Weinviertelakademie sich verstärkt für die Menschenwürde eines jeden einzelnen einzusetzen. Aus Anlass des Gedenkjahres „500 Jahre Reformation“ lud Weihbischof Stephan Turnovszky und die katholische Aktion ins Bildungshaus Großrußbach zu einem Vortrag und zur Podiumsdiskussion ein.
Rückbesinnung auf die befreiende Botschaft des Evangeliums
Unter dem Motto „Freiheit und Verantwortung“ brachte Chalupka in seinem Vortrag viele Beispiele wo unsere Gesellschaft und Kirchen heute Reformbedarf haben. Im Kontext des Luthergedenkjahres zeigte er auf, dass Martin Luther vor 500 Jahren keine gesellschaftspolitische Reform im heutigen Sinn wollte. Luther wollte auch keine neue Kirche gründen, sondern die Kirche von ihren biblischen Wurzeln her erneuern. Und in diesem Punkt sind sich die Kirchen auch heute einig. Es braucht eine neue Rückbesinnung auf die befreiende Botschaft des Evangeliums. Der Mensch muss aus dieser göttlichen Beschenktheit heraus, seine Verantwortung für die Schöpfung und die Gesellschaft wahrnehmen. Hier gibt es keine Obergrenzen. Die einzige Obergrenze ist das Gebot der Nächstenliebe. Und Liebe wird wie Solidarität und Hoffnung bekanntlich mehr, je mehr man sie teilt.
Mit vielen Beispielen aus den aktuellen Krisenherden der Welt, zeigte Chalupka auf, wo und wie sich die Christ/innen heute engagieren und noch stärker einbringen können. Als Kirchen haben wir mit unseren Pfarrgemeinden das größte lokale Netzwerk der Nächstenliebe, wo sich Gleichgesinnte unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen regelmäßig begegnen und diese Kraftorte müssen gestärkt werden.
Papsttreue und Österreich als Vorbild
Nach der Pause moderierte Chefredakteur Michael Ausserer die Podiumsdiskussion mit Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel, Stadträtin Elisabeth Kerschbaum, Michael Chalupka und Weihbischof Turnovszky. Letzterer wies auf die Bemühungen in der Ökumene und den gemeinsamen Einsatz beider Kirchen für die Würde des Menschen zum Beispiel in der Flüchtlingskrise oder im Hospizbereich hin.
Es wurde bewusst, dass im Bereich der Gleichstellung der Geschlechter noch viel zu tun ist und die Diskussionsrunde war sich einig, dass „Papsttreue“ derzeit der richtige Ansatz ist, um Reformen mitzugestalten. So hat auch die grüne Stadträtin aus Korneuburg gemeint: „Aktuell kann man bei diesem Papst als Grüne Mandatarin ja gar nicht aus der Kirche austreten“. Veronika Prüller-Jagenteufel unterstrich, dass jede kirchliche Reform letztlich auf das Evangelium und das Beispiel Jesu gründet, deswegen sei es wichtig, dass Religion und religiöse Symbole einen Platz in unserer Gesellschaft haben. „Ich würde in keiner Firma arbeiten, die mir ein Kreuz – als Erinnerung an mir wichtige Werte – auf dem Schreibtisch verbietet“, so die Pastoralamtsleiterin. In der abschließenden Fragerunde, wo wir in 20 Jahren stehen werden, sagte Weihbischof Turnovszky: „Ich wünsche mir, dass in 20 Jahren die Menschen in Europa auf Österreich als ein vorbildhaftes Land schauen und sich darüber freuen, wie bei uns Nächstenliebe gelebt wird und wie wir miteinander solidarisch umgehen. Und das es viele Menschen gibt, die neugierig auf Jesus machen.“
Musikalisch begleitet wurde die Weinviertel Akademie heuer von „St.Heinz“ – Diakon Heinz Stadlbacher und Band aus Eibesthal.
Am Ende bedankte sich Bildungshausdirektor Franz Knittelfelder bei KA-Nord Vorsitzenden Barbara Müller, die in den nächsten Tagen bei der Neuwahl aus dem Amt scheidet, für die gelungene Vorsitzführung in den letzten 10 Jahren. Abgeschlossen wurde mit einem ökumenischen Gebet.
Die Weinviertelakademie ist eine Veranstaltung der Katholischen Aktion im Vikariat Nord - regelmäßig seit 1988 in Großrußbach und wird getragen von: kfb, KMB, KAB, KJ, KJS, Bildungshaus Schloss Großrußbach, Katholisches Bildungswerk Wien und „der Sonntag“ - die Kirchenzeitung der Erzdiözese Wien. 2017 fand diese Veranstaltung zum 28. Mal statt.
Michael Chalupka, Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel, Chefredakteur Michael Ausserer, Stadträtin Elisabeth Kerschbaum und Weihbischof Stephan Turnovszky.
Fotocredit: Bildungshaus Großrußbach
Vortrag von Michael Chalupka – viele prominente Zuhöhrer/innen
Fotocredit: Bildungshaus Großrußbach
Die Referent/innen mit den Vertreter/innen der Gliederungen der kath. Aktion und des Vikariats Unter dem Manhartsberg.
v.l.n.r. Prälat Matthias Roch, Willibald Steiner, KBW-Direktor Georg Radlmair, Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel, Chefredakteur Michael Ausserer, Michael Chalupka, Dir. Franz Knittelfelder, KMB-Obmann Helmut Wieser, Stadträtin Elisabeth Kerschbaum, Richard Wagner, Barbara Müller, Weihbischof Stephan Turnovszky, KMB-Obmann Johann Schachenhuber, VikRätin Helga Zawrel, Ehrenobmann Hofrat Karl Litschauer, Vereinsobfrau Cilly Kaltenböck
Fotocredit: Stefan Kronthaler
Bericht / Fotos / Zusammenstellung: Franz Vock und Franz Knittelfelder
Rückfragehinweis:
Franz Knittelfelder, Dipl.-Päd.
Direktor des Bildungshauses Schloss Großrußbach der Erzdiözese Wien
A-2114 Großrußbach, Schlossbergstraße 8
fon: 02263/6627 fax: 02263/6627-43
mobil: 0664/3307198 mail: f.knittelfelder@edw.or.at