Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich
ZUM GELEIT
„ Wir verpflichten uns,
uns über Inhalte und Ziele unserer
sozialen Verantwortung miteinander
zu verständigen und die Anliegen und
Visionen der Kirchen gegenüber den
säkularen europäischen Institutionen
möglichst gemeinsam zu vertreten,
die Grundwerte gegenüber allen
Angriffen zu verteidigen.“
Charta Oecumenica, Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa, Nr. 7
Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich ist die Frucht eines intensiven 4-jährigen Prozesses und soll weitere vertiefende Prozesse in Kirchen und Gesellschaft einleiten und inspirieren. Die Veränderungen und Herausforderungen in einer sich rasant entwickelnden Gesellschaft erfordern einen dauernden, intensiven Begleitprozess der Kirchen westlicher und östlicher Tradition in ökumenischer Verbundenheit. Das Sozialwort, geprägt vom lebendigen Wort Gottes, der Heiligen Schrift, soll dafür „Kompass“ sein.
In der ersten Phase des Prozesses haben tausende Menschen aus den 14 Mitgliedskirchen in mehr als 500 Stellungnahmen ihre Erfahrung der sozialen Wirklichkeit beschreiben. Diese Reflexionen sind im Sozialbericht, der im September 2001 erschienen ist, enthalten.
In der zweiten Phase ergaben die mehr als 150 kritischen, weiterführenden Beiträge von Parteien, Wirtschaft, Ministerien, sozialen Einrichtungen und Gemeinden zu diesem Bericht und viele intensive Diskussionen neue Einsichten, die schließlich die nun im Sozialwort behandelten Themenfelder als Schlüsselfragen erkennen ließen und zu der vorliegenden Reihenfolge der Kapitel führten. Es wird also keine „Vollständigkeit“ angestrebt, sondern wesentliche Fragen in ihrer Vielschichtigkeit und Bedeutung dargelegt im Wissen, dass es aus vielerlei Gründen auch zu Verschiebungen in der Wahrnehmung der Prioritäten kommen kann. Die im Grundlagenkapitel vorgelegten Überlegungen sollen aber bei den behandelten Themenbereichen und bei neuen Fragefeldern beachtet werden,
In der dritten Phase haben mehr als 50 Persönlichkeiten, Frauen und Männer aus den christlichen Kirchen bei der Erstellung des Textes mitgewirkt, und der Entwurf wurde einem eingehenden Begutachtungsprozess in den einzelnen Kirchen unterzogen, bevor von allen Kirchenleitungen die Zustimmung zur Veröffentlichung des jetzt vorliegenden Textes gegeben wurde.
Nach eingehenden Gesprächen wurden Bilder aus dem Kreis von Künstlern, die mit Behinderungen leben, für das Sozialwort ausgesucht. Diese Bilder helfen, Wahrnehmungen unserer Wirklichkeit zuzulassen, die üblicherweise verdrängt werden. Im Jahr für Menschen mit Behinderungen ist die Wahl der Bilder auch ein Zeichen von Anerkennung, Respekt und Verbundenheit mit diesen Menschen.
Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich versucht aus christlicher Sicht wegweisende Antworten zu geben oder grundsätzliche Fragen zu stellen, um schließlich konkrete Schritte zur Umsetzung der erkannten Zeichen der Zeit aufzuzeigen.
Bei der weiteren Befassung mit diesen Aussagen und den sich daraus ergebenden Folgerungen sollen die in der ersten und zweiten Phase genannten Fragen und Einsichten mitbedacht werden.
Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich ist die Frucht eines Dialogprozesse und gleichzeitig eine Einladung für einen weiterführenden, vertiefenden Dialog zwischen Kirchen und Gesellschaft.
Die für 2004 angekündigte wissenschaftliche Publikation zu sozial-ethischen Fragen in den christlichen Traditionen wird dazu ein wichtiger Beitrag sein.
Abschließend sei den tausenden Frauen und Männern aus Kirchen und Gesellschaft gedankt, die in so engagierter Weise am Entstehen dieses „Kompasses“ mitgewirkt haben, insbesondere den Mitgliedern der „Steuerungsgruppe“ und der mit der Koordination des Projektes beauftragten Katholischen Sozialakademie Österreichs. Alle bisherigen Weggefährtinnen und Weggefährten werden gebeten, den weiteren Prozess zu begleiten.
Gedankt sei auch den Verantwortlichen in den 14 Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich für ihr Vertrauen und ihre Mitwirkung.
Wien, am 1. Adventsonntag 2003
Prof. Christine Gleixner FvB
Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich