Nostra Aetate hat das Anliegen für interreligiösen Dialog „auf die Weltbühne“ gehoben
Die Erklärung zur Wahrheit in den Religionen „Nostra aetate, in unserer Zeit“ muss man zusammen mit der Erkl#rung zur Religionsfreiheit (Dignitatis humanae, die Würde des Menschen lesen. Ein Dialog setzt im Optimalfall wechselseitige Anerkennung und Respekt der Dialog-Teilnehmenden füreinander voraus.
Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil war dies von römisch-katholischer Seite von Amts wegen kaum je der Fall – nicht zuletzt wegen der unheiligen Allianz von Kolonialismus, europäischer Machtpolitik, Rassismus und kirchlichen Institutionen. Diesen kulturellen Hochmut konnte man in allen europäischen Kirchen finden.
Mit der Erklärung „Nostra Aetate“ hat die katholische Kirche, die größte christliche Denomination, einen Riesenschritt gewagt und das Anliegen der verschiedenen kleinen Initiativen für interreligiösen Dialog „auf die Weltbühne“ gehoben. Die „Weltgebetstreffen für den Frieden“, die in Assisi seit 1996 immer wieder stattfanden, sind eine bedeutende Frucht dieser Erklärung.
Mit anderen Religionen zu beten („communicatio in sacris“), war vor dem Zweiten Vatikanum verboten. Selbst das römisch-katholische Kirchenrecht verzeichnet als eigenen Punkt, dass es auf diplomatischer Ebene gilt, „günstige Beziehungen“ zu anderen christlichen Kirchen und nichtchristlichen Religionen herzustellen.
Heute, sechzig Jahre nach der Erklärung „Nostra aetate“ gibt es in Österreich verschiedenste interreligiöse Initiativen. Der „Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ konstituierte sich bereits 1965 und ist bis heute eine wichtige Institution. Die „Plattform Christen und Muslime“, gegründet 2000, richtet sich gegen die Politisierung von Religion und Rassismus.
Interreligiöser Dialog ist nicht nur Gespräch zwischen religiösen Funktionären oder Theologen – wobei sich kirchliche Institutionen in den letzten Jahren eher zurückhaltend zeigen. Entscheidend für das gelingende Zusammenleben ist der Dialog des Alltags, den NGOs und Pfarrinitiativen führen.
Bei „Religions for Future“ engagieren sich Menschen aus verschiedensten Religionsgemeinschaften für Schöpfung und Klimagerechtigkeit. An der KPH Krems werden in einem innovativen Projekt Religionslehrer der staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften gemeinsam ausgebildet. Die Theologischen Fakultäten sind international an der theoretischen Reflexion des interreligiösen Dialogs engagiert.
Die Website interreligioeserdialog.at bietet einen guten Überblick über den inerreligiösen Dialog in Österreich.
Ursula Baatz ist Autorin, Journalistin und Religionswissenschaftlerin und Vorstandsmitglied es KAV Wien.
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.