Schon im Alten Testament finden wir viele Hinweise, die das Thema „Arbeit“ betreffen. Zum Beispiel „Dass der Mensch zur Arbeit erschaffen ist“ oder die Sonntagsruhe, bei der die Arbeit einmal ausgesetzt werden soll, die Ersatzleistung bei Arbeitsunfähigkeit etc. Und natürlich auch im Neuen Testament, wo schon der Ziehvater von Jesus mit einem Handwerkberuf eingeführt wird und wir dann auch in vielen Gleichnissen immer wieder das Thema der Arbeit haben (die Arbeiter im Weinberg, etc.)
Darum ist für mich so unverständlich, dass viele Jahrhunderte die offiziellen Vertreter unserer Kirche auf der Seite der Reichen, der Besitzenden und der Herrschenden waren (und sich viele auch heute noch so schwer mit den Arbeiter*innen und mit den Interessensvertretungen, wie Gewerkschaften, etc. tun).
Das 19. Jahrhundert brachte dann Unordnung in das Gefüge. Mit der Industrialisierung wurde es notwendig, dass auch die Kirche aufzeigt, dass die Situation der Arbeiter*innen es erfordert, dass die offizielle Kirche auch für diese Gruppen Partei ergreift. Noch vor der ersten Sozialenzyklika beschäftigten sich viele engagierte Christen mit diesen Fragen.
Im Abschlussdokument des II. österreichischen Katholikentages für die gesamte Monarchie 1889 findet sich eine Resolution zur Arbeiterfrage. In den Ergebnissen dieses Dokumentes wird von der Bischofskonferenz gefordert: Ende der Kinderarbeit, Sonn- und Feiertagsruhe, Normalarbeitstag – Reduzierung der Tagesarbeitszeit, Verhütung unbilliger Ausnützung der Arbeitskräfte, Einrichtung eines gewerkschaftlichen Schiedsgerichtes, Mitaufsicht der Arbeiter. Was für zukunftsweisende Forderungen!
Aber trotz Sozialenzykliken und Sozialhirtenbriefen ist es bis heute schwer, dem Thema Arbeit in der Kirche das entsprechende Gewicht zu verleihen. Initiativen und Werke für die arbeitenden Menschen gehen zurück: Betriebsseelsorge, Arbeitslosenstiftungen, „Lerngruppen“ zur Katholischen Soziallehre, …
Dazu kommt noch, dass alle – Gewerkschaften, Politik und Kirche sich den neuen Herausforderungen stellen müssen. Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, neue Prekarisierung, sich laufend ändernde Arbeitsverhältnisse usw. Sogenannte „neue Selbständige“ wie 24-Stunden-Betreuuer*innen, Paketverteiler*innen und viele andere sind die neuen Sklaven*innen der heutigen Gesellschaft. Ein weites Feld, in dem wir - mit entsprechenden Ressourcen - viele Menschen mit unserer christlichen Botschaft erreichen könnten.
Noch ein kleiner Tipp: Im Lied: „Brot und Rosen“, das auf die Heilige Elisabeth zurückgeht, geht es um eine faire Entlohnung (Brot) und um Wertschätzung (Rosen). Es wäre fein, wenn wir im größten Stress vor dem Weihnachtsfest den Beschäftigten, z.B. im Handel, den Paketzusteller*innen, den Beschäftigten im Gastrobereich mehr Wertschätzung und Dankbarkeit zukommen lassen.
In diesem Sinne, wünsch ich einen ruhigen, stressfreien Advent und ein ebenso friedliches Weihnachtsfest.