Auch Sprache fördert sozialen Kälte und Unmenschlichkeit
Einen wesentlichen Beitrag zur zunehmenden sozialen Kälte und Unmenschlichkeit leistet auch das Thema „Sprache“. Oft merken wir gar nicht, dass menschenverachtende Diskurse – über Flüchtlinge, Grenzzäune, notwendige Abschottungen etc. – oft schon als völlig „normal“ erachtet werden. Betroffen sind manchmal Einzelpersonen, zumeist aber Gruppen mit spezifischen Merkmalen.
Manchmal sind das auch Attribute, die solchen Gruppen zugeschrieben und schon bald sehr generalisierend verwendet werden. Die Würde, die jeder Mensch als Kind Gottes zugesprochen bekommt, wird völlig missachtet; Menschen werden zu Objekten degradiert. Die schamlose Normalisierung dieser Verhetzung findet schleichend und ziemlich ungebremst statt. Und es wird immer einfacher – nicht zuletzt dank der sozialen Medien – direkt zu sein. Die einseitige „Wahrheit“ ungeschminkt und unreflektiert, oftmals auch anonym, als die einzige Sichtweise darzustellen.
Das war schon immer so in der Geschichte – Sprache und Bewusstsein passen sich den Realitäten an. Das geschieht einerseits ganz automatisch, wird aber andererseits auch bewusst gesteuert und gezielt – auch zur bewussten Spaltung der Gesellschaft - eingesetzt. In der momentanen Situation in Österreich bekommt man den Eindruck, dass sehr bewusst die unbewusste Wirkung der Sprache eingesetzt wird, um beispielsweise als „Volkskanzler“ wieder für Recht und Ordnung zu sorgen. Schon oft in der Geschichte sind (rohen) Worten Taten gefolgt.
Als Pfarrnetzwerk Asyl wollen wir dem etwas entgegensetzen. Wir sind eine Vernetzung von christlichen Pfarren in Wien und NÖ und haben das Ziel, durch unterschiedliche Aktivitäten für Menschen auf der Flucht einzutreten. Weihbischof Franz Scharl hat einmal sehr gut beschreiben, worum es geht: „Das ‚Pfarrnetzwerk Asyl‘ ist ein not-wendendes Schutz-Netzwerk gegen den gemeinschaftlichen und persönlichen Absturz in die Unmenschlichkeit!“
Aus der Website des Pfarrnetzwerks Asyl finden Sie viele Artikel und Informationen zum Thema "Verrohung der Sprache". Es geht darum, auf diese schleichende Entwicklung hinweisen, aufrütteln, zur Achtsamkeit auffordern. Und dort, wo es notwendig ist, mutig die Stimme zu erheben!
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.