Rassismus ist bei uns in Österreich ein Alltagsproblem.
In einer im Oktober diesen Jahres präsentierten Studie der EU-Grundrechteagentur (FRA) liegt Österreich gemeinsam mit Deutschland an der negativen Spitze bezüglich Rassismus im Alltag.
Doch wo findet sich Rassismus? Wenige bis kaum Menschen würden zugeben dass sie tagtäglich mit Rassismus konfrontiert werden. „Stell dich nicht so an“ „Sei nicht gleich beleidigt“, Sätze die Betroffene öfters hören. Ein Runterspielen des Problems.
Als bestes Beispiel kann ich mich selbst anführen. Ich bin seit 2021 gewählte Vorsitzende der Katholischen Jungschar Wien und sitze wie so üblich auf vielen Gremien. Auf Österreichebene bin ich die einzige nicht weiße Person.
Und doch bin ich nicht dunkel genug…
Man wirft mir vor, dass ich gar nicht Rassismus erfahren würde. Man nimmt mich nicht ernst, oder man erwägt gar nicht erst, mich nach meiner Meinung zu fragen.
Nehmen wir die Jungschar als Beispiel! Erst zu dieser Sternsing-Aktion hat sich die Jungschar Österreichs geeinigt eine Empfehlung zum Nichtschminken von Hautfarben herauszubringen. Ein riesiger Schritt für die Beteiligten, aber ein winziger Schritt zur Lösung eines tief verwurzelten Problems.
Warum diskutiert man im Jahr 2023 noch ob es denn Rassismus sei oder nicht, wenn die Antwort doch ein klares Ja ist. Sich für einen Tag zu schminken, um den Kontinent Afrika zu repräsentieren, ist veraltet und nicht „wertschätzend“ anderen gegenüber.
Ein anderes Beispiel ist doch der Katholizismus selbst. Wer waren denn die ersten Katholiken? Sicher keine weiße blauäugigen Menschen. Und doch sind nicht gerade viele People of Color (POC) in der österreichischen Kirche vertreten. Warum denn?
Vielleicht weil man oft als Aushängeschild verwendet wird, vielleicht weil weiße Menschen nicht wissen, wie sie in unserer Umgebung sich verhalten sollen oder vielleicht weil wir es satt haben zu hören, dass sie ja keine Farben sehen. Die Gründe sind vielfältig, tragen jedoch alle zum Gesamtproblem bei. Es wird Zeit Mut zu fassen und auch die Kirche mit der Realität der heutigen Zeit zu konfrontieren.
Michelle Hauer ist ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jungschar der Erzdiözese Wien
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.