Frankreichs ,,Anti-Wegwerf-Gesetz“
Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung
Frankreich hat daher 2013 und 2016 Gesetze erlassen um der missbräuchlichen Praxis der Supermärkte, essbare Produkte wegzuwerfen und sie davor durch Bleichen für den Verzehr ungeeignet zu machen, ein Ende zu setzen.
Das Garot-Gesetz von 2016 zielt darauf ab, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen, indem es Supermärkte mit einer Ladenfläche von mehr als 400 m² dazu auffordert, eine Partnerschaft mit Wohltätigkeitsorganisationen einzugehen, die überschüssigen Lebensmittel an Menschen in Not verteilen.
Große Hersteller und Händler, die sich dagegen nicht an dieses Gesetz halten, müssen mit einem Bußgeld von mit 3.750 Euro pro Verstoß rechnen. Darüber hinaus müssen Geschäfte seit 2020 einen Bereich für Waren mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum mit Rabatten zwischen 30 und 50% einrichten. Auch sehen wir das Auftauchen von Regalen mit sogenanntem „hässlichem“ Gemüse, das bisher nicht in die Verkaufskriterien von Supermärkten passte. Auch hier braucht es bislang Standards: die richtige Form, die richtige Farbe, weder zu groß noch zu klein… anders als wenn ich zu Hause in meinen Garten gehe, da sammle ich alles ein!
Dies mag für große Einzelhändler und die Lebensmittelindustrie sehr lobenswert und erfreulich erscheinen, stellt jedoch nicht die Verschwendung in der Produktion vor der Verteilung und dem Verkauf in Supermärkten in Frage. Tatsächlich kommt es auch in den Produktionsnetzwerken von Agrar- und Lebensmittelfabriken zu Abfällen, denn auch dort ist alles sehr standardisiert. Jährlich werden in allen Produktions- und Vertriebsketten 10 Millionen Tonnen essbare Lebensmittel verschwendet, d. h. 150 kg pro Franzose/ Französin.
Ein anderer Punkt: Wenn Supermärkte alle ihre nicht verkauften Waren an Wohltätigkeitsorganisationen spenden, ohne diese zuvor zu sortieren, müssen die Vereine diese Arbeit selbst erledigen. Mein Mann, ein Freiwilliger des Roten Kreuzes, bringt regelmäßig etwas davon für unsere Hühner mit! Unter diesen Spenden befinden sich auch verdorbene Produkte, die nicht das Beste für die Gesundheit sind. Zweitklassige Produkte für zweitklassige Menschen?
Lebensmittelverschwendung ist ein echtes gesellschaftliches Problem. Sie trägt zum Klimawandel bei und sollte Fragen über die Nachhaltigkeit unseres Verhaltens angesichts all dieser Produktions- und Konsummuster aufwerfen.
Kurz gesagt, dieses Gesetz von 2016 ist sicherlich eine gute Idee. Aber wir müssen in unseren Produktions- und Konsummethoden noch weitergehen. Und vielleicht akzeptieren, dass unsere Supermarktregale nicht immer überfüllt sein müssen ...
Margot Chevalier Co-Präsidentin
CMR: Christen in der ländlichen Welt, Frankreich
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.
