Ein verworrenes Spektakel
Die Bäckerei mit der ich zusammenarbeite ist einer der größten Österreichs, ein Betrieb von hunderten Händen, die an Fließbändern koordiniert mit Maschinen zusammenarbeiten. Die ausgebackenen Reste als Objekte erzählen später von den Bedingungen vor Ort. Von selbst können beim Betrachten oder Essen der Skulpturen Rückschlüsse auf die Bedingungen und Mechanismen exzessiver Marktökonomien gezogen werden. Diese absurden Abläufe der Massenproduktion im Lebensmittelbereich stehen einer bescheidenen, uns allen bekannten Konsumhaltung gegenüber: „Verschwendung!“, oder „Mit dem Essen spielt man nicht!“. „Maßvolles Leben“ macht das Brot als Skulptur zur Zielscheibe von Angriffen. Statt den Hefen im Gärprozess, sind jetzt Parolen und Rückschlüsse am Werk. Sie sind das Triebmittel einer kritischen Reflexion. In einem Internetforum einer Tageszeitung finden sich auch schnell nützliche Tipps, die Abhilfe schaffen sollen:
„Altbackenes Brot in Würfel schneiden und in einer Pfanne mit etwas Butter anbraten, bis sie goldbraun sind. Den Brotwürfeln Eier, Milch, gehackte Petersilie, Salz und Pfeffer hinzufügen und zu einem Teig mischen. Den Teig 15 Minuten ruhen lassen und anschließend Knödel daraus formen. Die Knödel in leicht siedendem Salzwasser für ca. 20 Minuten kochen, bis sie an der Oberfläche schwimmen.“
Reaktionen zeugen vom Nachdenken über das Gesehene: Doch der Hausverstand trifft den Kern der Sache nur bedingt – auch wenn es gut gemeint ist. Der Großteil des Überschusses an Brot der in Großbäckereien oder Ketten täglich produziert wird, schafft es nicht über die Ladentheke – und schon gar nicht über die Supermarktkassa. Während Bäckereibetriebe versuchen ihre Retourwaren wieder in die Wertschöpfungskette einzubeziehen, manche sogar in ihre Teige einarbeiten und „Wieder Brot“ daraus machen, landen die Retourwaren der großen Supermärkte, die im Schnitt ein Drittel ihres Brotangebots ausmachen, mehrheitlich im Müll. In der Konkurrenz des unregulierten Marktes entsteht diese große Verschwendung. Meine „Bread Pieces“ als Symbolbild erzählen auch von diesem Sachverhalt.
"Bread Pieces", Anna Paul
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.
