"Was ich wirklich wirklich will" – Die "Berufs- und Lebensnavigation" berührt, ermutigt und eröffnet neue Wege zu einer sinnerfüllten Arbeit und einem guten Leben
An 4 fortlaufenden Abenden trafen sich Menschen, um sich über das eigene Leben und ihre Arbeit Gedanken zu machen. Die Teilnehmer*innen an diesen Workshops waren scheinbar sehr verschieden:
der mehrfache Familienvater, der vor einer beruflichen Neuorientierung steht;
die Dame knapp vor der Pensionierung, die ihr Erwerbsarbeitsleben gut abschließen möchte und Pläne für die "Zeit danach" machen möchte;
die junge Studentin, die schon viel erlebt hat und deren Gedanken kaum zur Ruhe kommen;
die Selbstständige, die ihren Traum verwirklichen möchte;
die Mutter eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen, die beruflich Fuß fassen möchte;
die 45-Jährige, die durch den Arbeitsstress krank wurde, ...
Sie kamen zu dem Workshop mit Fragen, wie
Habe ich bisher die richtigen Entscheidungen getroffen?
Bin ich im Job an der richtigen Stelle?
Was ist, wenn ich scheitere?
Wie kann ich neben meinem vollen Berufsleben ein erfüllendes (Privat-)Leben führen?
Sie hofften, die Zeit und den richtigen Rahmen zu haben, um sich mit ihren Sorgen gezielt auseinanderzusetzen und wünschten sich neue Impulse und Ideenaustausch. Hier lassen sie uns an ihren Erfahrungen teilhaben:
Es gab der Gruppe eine angenehme Dynamik, dass sich alle in einem anderen Lebensabschnitt befanden und mit anderen Ausgangspositionen gekommen sind. Während manche kurz vor der Pensionierung standen und überlegten, wie sich das Leben nach dem Arbeitsalltag gestalten könnte, wie man vielleicht lange vernachlässigten Talenten nachgehen kann, oder endlich die Zeit findet, bestimmte Kurse zu besuchen, wollten andere sich beruflich umorientieren und den Weg in die Selbstständigkeit finden. Genauso gab es Themen, die eher abseits des beruflichen Kontext standen.
Nach 20 Berufsjahren hatte ich schon des Längeren das Gefühl, mit meinem Job nicht mehr zufrieden zu sein. Wollte ich wirklich bis zu meiner Pension so weiterarbeiten, nur weil die Arbeitsstelle 'sicher' war? Ich habe mir die Frage nach meinen Stärken gestellt und danach, ob es vielleicht einen konkreten Job gibt, in dem sie einsetzbar sind. Meine Erwartung war, eine Entscheidung ins Rollen zu bringen: entweder in meinem bisherigen Arbeitsverhältnis zu bleiben, es aber positiver zu bewerten, oder aber einen Wechsel zu konkretisieren.
Die kleine Gruppengröße (5 – 10 Personen) erlebten die meisten Teilnehmer*innen als entspannend. Die Kennenlernübungen am Anfang trugen rasch dazu bei, das Eis zu brechen und man konnte schnell über Privateres sprechen.
Mit bis dato 'Fremden' über das eigene Leben zu sprechen, habe ich als hilfreich empfunden: Zum einen hat niemand bereits eine Meinung zu dir und deinem Umfeld, zum anderen muss man aus diesem Grund auch selbst überlegen wie man seine Umstände den anderen verständlich macht. Ich habe erlebt, dass es oft leichter ist, sich gegenüber der Gruppe zu öffnen, als dem eigenen Umfeld. Zudem war es ein gegenseitiges(!) Geben und Nehmen und nicht ein reines 'beraten werden'. Insbesondere hat es mir geholfen zu sehen, dass 'DAS' Berufsleben nicht existiert.
Der Workshop [und mein anschließender Weg] hat mir gezeigt, dass sehr viele Menschen aus unterschiedlichen Schichten und mit ganz unterschiedlichen Hintergründen mit den selben oder sehr ähnlichen Fragen beschäftigt sind. Nach mehreren Jahren und dem Kennenlernen vieler Menschen kann ich nur sagen: So sehr uns Menschen die äußere Hülle, die Herkunft, Vielfalt und Verschiedenheit unterscheidet, so sehr sind wir uns im Innersten ähnlich.
An den Workshop-Abenden wechselten sich Einzelarbeit mit Gesprächen zu Zweit und Übungen in der Gruppe ab. Auch jene, die zunächst einen Frontalvortrag erwartet hatten, ließen sich schnell auf sich selbst und die anderen ein. Die Erfahrungen dadurch waren vielfältig:
Die Einheiten basierten meist auf Selbsterfahrung und erforderten Gespür für die Situation des Anderen. Oft haben mich die Eindrücke, die ich gewonnen habe, und die Dinge, die in mir ausgelöst wurden, sehr berührt.
Ich habe gelernt, dass ich nicht alleine bin mit meinen Problemen, dass es viele verschiedene Ansätze gibt; ich habe erfahren, wo meine Stärken liegen; interessant war, wie andere es wahrnehmen, was ich ändern könnte, wenn ich wollen würde.
Ich habe erfahren, wie mich fremde Menschen wahrnehmen. Zwei Übungen blieben mir besonders in Erinnerung. Jene, wo wir erzählt haben, was wir als Kinder gerne gemacht haben oder was uns heute noch Spaß macht und die anderen Teilnehmer Eigenschaften benannt haben, die man dafür braucht. Und die zweite war der Weg zu unserem Ziel, den wir uns mit allen Gegenständen 'verbauen' konnten. Bei dieser Übung hat eine vor dem Workshop völlig fremde Person gut gespürt und erkannt, dass mein Ziel das falsche war.
Manche Personen fanden durch die Berufs- und Lebensnavigation Bestätigung für ihren Weg, für andere war es ein Schritt, um sich besser kennenzulernen, wieder andere fanden Ermutigung, ihr Leben zu ändern:
Im Endeffekt hat mich der Workshop bestärkt, bei meinen aktuellen Entscheidungen zu bleiben. Ich sehe die berufliche Laufbahn nun mehr als durchgehenden Prozess an, als etwas, dass sich rein im Hier und Jetzt entscheiden muss.
Ich hab einiges über mich erfahren und Mut bekommen, Dinge anzupacken. Man muss nicht immer in Arbeitsverhältnissen verharren, nur weil man sie gewohnt ist.
Es war der erste Schritt in Richtung Veränderung: Ich habe meine Arbeitszeit verkürzt und meine Verantwortung im Job abgegeben, Freizeit und Zeit für mich hat jetzt einen ganz anderen Stellenwert, nämlich genauso wichtig, wie vorher nur die Arbeit war!
Die Workshops der KAB starten jeweils nach ausreichender Anmeldezahl! Bei Interesse werden Sie vorgemerkt und über die nächsten Termine informiert.
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen