Flüchtlingslager in Griechenland: Unwürdig – auch für uns hier in Österreich
Das ist unsere Verantwortung als Mitmenschen, die das Glück hatten, hier in Österreich geboren worden zu sein, und die wir die Möglichkeiten haben, Menschen aufzunehmen, die seit Jahren in schlimmster Not auf europäischem Boden (!!!) um ihr Überleben ringen.
Ich habe die Ausreden der Regierung satt, und innere Aggression beginnt in mir aufzusteigen, jedes Mal, wenn ich sie erneut höre:
„Wir helfen vor Ort, das ist die beste Hilfe“: Das wird uns schon seit Jahren erzählt, aber es wird nicht besser, sondern sogar noch schlimmer. Wenn die Regierung oder wer auch immer in Europa es über Jahre nicht geschafft haben, dass Hilfe vor Ort zu einem menschenwürdigen Leben in den Flüchtlingslagern in Griechenland führt, dann können nicht die Menschen vor Ort die Leid tragenden sein, und seit Jahren Unerträgliches durchmachen müssen.
Dann müssen wir diese bei uns aufnehmen, Ihnen helfen und Ihnen eine Chance hier in Österreich geben. Es gibt genügend Freiwillige, die helfen wollen und diese Menschen bei sich zu Hause aufnehmen würden. Die Regierung, allen voran Bundeskanzler Kurz, muss dafür nur Ihre Blockade aufgeben und dies ermöglichen!
„Das ist ein europäisches Problem und muss von der EU gelöst werden“: Das schließt ein menschliches Handeln von willigen Einzelstaaten nicht aus! Österreich kann wie auch andere Staaten mit gutem Beispiel voran gehen und unabhängig von irgendwann ggf. einmal kommenden oder auch niemals kommenden europäischen Lösungen Menschen in Griechenland retten, Ihnen die Chance auf ein geglücktes Leben als dann wohl größte Patrioten hier in Österreich geben.
Wenn es so restriktive Haltungen zur Flüchtlingsaufteilung innerhalb Europas von Staaten wie Ungarn, aber auch von unserer Bundesregierung gibt, wird es ohnehin nie eine einheitliche EU-Lösung geben. Auf eine europäische Lösung kann somit nicht gewartet werden bei dieser zum Himmel schreienden Not!
„Mit der Beendigung des Leides würden wir einen Pull-Effekt auslösen, noch mehr Menschen würden nach Europa strömen“: Einerseits sind diese Zustände so abstoßend, dass es diesen Pull-Effekt wohl kaum geben wird. Aber jedenfalls: Einem Pull-Effekt kann man entgegen wirken, indem man den Entwicklungsländern vor Ort hilft, um Lebensgrundlagen zu schaffen, dass Menschen nicht fliehen müssen, weil sie dort nicht leben können.
Österreich verfehlt Jahr für Jahr deutlich sein Zusage, 0,7 % des Bruttonationaleinkommens in Entwicklungshilfe zu investieren, im Jahr 2019 waren es wieder lediglich nur unter 0,3%! Andere Länder erfüllen Ihre Zusagen und liegen hier vor Österreich: Luxemburg, Norwegen und Schweden liegen bei 1%, Deutschland steuert mit 0,6% doppelt so viel bei wie unser wirtschaftlich vergleichbares Österreich. (Quelle)
Wer seine Ziele und Verpflichtungen zur Hilfe in den benachteiligten Ländern seit Jahren nicht erfüllt, kann keine Ausrede gelten lassen, dass Menschen vor dort fliehen, weil Sie keine Lebensgrundlagen haben.
Bitte keine Ausreden mehr – es ist genug! Die Bundesregierung hatte seit vielen Jahren diverse Möglichkeiten, das aktuelle Leid in den griechischen Flüchtlingslagern zu lindern und zumindest menschliche Unterkünfte zu schaffen. Sie haben dies nicht getan bzw. sind mit Ihren Bemühungen gescheitert – das ist evident und kann aufgrund der Bilder, die uns Tag für Tag von dort erreichen, nicht bestritten werden.
Dieses Scheitern darf aber nicht auf dem Rücken von Not-leidenden Menschen, insbesondere Kindern, ausgetragen werden. Somit möge die Bundesregierung endlich Ihre Verantwortung akzeptieren und hilfsbereiten Menschen in Österreich die Möglichkeit geben, Familien aus dem griechischen Lager Kara Tepe auf Lesbos bei sich aufzunehmen. Sie soll ihnen damit eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben geben, und uns Österreichern die Möglichkeit, helfen zu können.
Ich hoffe weiterhin auf ein für Österreich und seiner Bundesregierung Menschen-würdiges Handeln.
Martin Krill und Familie
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.