Interreligiöser Dialog ist gefragt!
Eine adventliche "Gebetsfeier" im Parlament abzuhalten - wie es am 8.Dezember zuletzt passiert ist - ist an sich nichts Schlechtes. Man könnte Einladungen an alle Abgeordneten (und vielleicht auch deren MitarbeiterInnen) ausschicken und wer kommt ist dabei und das war es.
So funktioniert das aber anscheinend nicht. Denn man muss davon die Medien informieren und in diesem Fall das Ganze sogar via Livestream aus dem Parlament übertragen. Das macht die ganze Aktion allerdings mehr als problematisch. Denn damit ist es kein harmlose Gebetsfeier mehr, es ist eine Machtdemonstration des Christentums. Denn andere Religionen (mit Ausnahme eines Abgeordneten jüdischen Glaubens) waren kein Thema.
Damit hat man genau das Gegenteil erreicht, was man - zumindest unterstelle ich das den IniatorInnen - wollte: Statt positivem Zuspruch hat man es geschafft, dass sich wieder einmal die diversen Onlineforen mit christentums- und religionsfeindlichen Kommentaren gefüllt haben.
Dabei wäre es sehr einfach gewesen in Zeiten wie diesen ein positives Echo für Religionen hervorzurufen: Gerade angesichts des Terroranschlags in Wien vor einigen Wochen hätte man VertreterInnen aller Religionen zu einem gemeinsamen Gebet einladen können um ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung zum setzen (der 10.Dezember - Tag der Menschenrechte und der Verleihung des Friedensnobelpreises - war ja auch sehr nahe).
Das hätte wesentlich mehr sowohl für die Sache als auch für das Image der Religionen in Österreich gebracht. Doch anscheinend ist das Thema des Interreligiöser Dialogs noch nicht bis ins Parlament vorgedrungen. Zeit wird es hier Initiativen zu setzen.
Und hier ist wohl auch die Katholische Aktion gefordert, denn andere katholische Bewegungen haben anscheinend die Problematik noch nicht richtig erkannt und ohne jegliches Problembewusstsein bei dieser Parlamentsiniative mitgemacht.
Das christliche Gebet sollen die Abgeordneten bitte auch weiter pflegen, aber ohne PR-Theater und im Stillen. Glauben Sie mir, es wirkt genauso gut!
Marcel Kneuer
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.