Gedanken zum Terroranschlag vom 2.November
Einige Gedanken , heute - einige Tage danach - schon geprägt von der „geschwisterlichen Darstellung“ der Schwester des Opfers Gudrun. „Sie wollte sicher nicht Wut, Hass noch Ausgrenzung und Unverständnis, sie war um Ausgleich bemüht“, darüber war ausführlich zu lesen.
Sie hat sich seit ihrer Kindheit für Schwächere eingesetzt, sie war sehr engagiert im Schutz von Frauen vor Gewalt. Sie war eine große Verfechterin von Toleranz, sie war Betriebsrätin, sie war Mediatorin und wollte immer vermitteln. Für sie war ein Mensch in erster Linie ein Mensch, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, gesellschaftlicher Stand, Aussehen, Glaube, Ansichten, Vorlieben waren nebensächlich und alles okay, solange kein anderer Mensch dadurch verletzt, gekränkt oder herabgewürdigt wurde.(Standard)
In der Enzyklika Fratelli tutti zeigt eine Analyse die mich erkennen lässt, wie wir uns selbst beschränken, hemmen und unglücklich machen, mit unserer Art des Konsumismus und der unendlichen Steigerung der Wirtschaftdaten. Wir sehen gar kein Zurück mehr – „no alternative“ ist die Formel, die mir gleich sagt, keine Alternative ist eine schlechte Lösung und gottlos. Umgangssprachlich kennen wir das vielleicht unter :“ Da kann man halt nichts machen! “ Aus dem Glauben Leben gestalten, bedeutet für mich genau das Gegenteil, mit Gott gibt es einen Weg zum Guten!
Aber in welch verzweifelter Lage muss sich der Täter befunden haben, wenn er keine Alternative zu seiner Handlung erkannt hat? Die ob genannte Schwester hat darauf hingewiesen, dass wahrscheinlich die richtigen und wichtigen Antworten vor vielen Jahren gefehlt haben, damit der Täter sich nicht in eine so verzweifelte Tat verirrt.
Das führt mich zurück zu meinem Studium wo ich lese, " Geschwisterlichkeit braucht freie Geister durch wahre Begegnung ", nicht eine virtuelle Auseinandersetzung mit Tasten und Bildschirm.
Diese Überlegung führt unmittelbar zum Dialog und der Feststellung, dass Weisheit nur im Dialog liegt. Dialog ein ruhiges oder auch leidenschaftliches, ja ausdauerndes Gespräch, sowie auch einem gemeinsamen Schweigen, ja auch von Leiden geprägtes Miteinander! Das alles kann Geschwisterlichkeit bedeuten.
Wem das fehlt, dessen Leben kann in so manche Untiefen geraten und wir alle sind aber berufen unsere Geschwisterlichkeit zu leben und anzubieten.
Wenn ich dazu so manche Entscheidungen, wie die der Kürzung von Sozialleistung -gerade- bei Mehrkindfamilien oder gegenüber Ausländer*innen betrachte, stelle ich mir die Frage: „Wer wird die Reparaturen der armutsgefährdeten Kinder und ihre physischen und psychischen Folgeschäden bezahlen?“ Natürlich die ganze Gesellschaft, oft erst die nächste Generation. Nicht auszudenken, dass es der Familie des Täters so erging und wir nun Opfer sind aber auch Täter waren!
Darum gefällt mir, das Solidarität in dieser Nacht deutlich spürbar gelebt, praktiziert und sichtbar wurde - ja tue Gutes und REDE darüber - enorm wichtig! Wenn es auch nur wenige Zeilen der Hoffnung, Solidarität und Anteilnahme sind, gegenüber den vielen tragischen Bildern und Berichten, sie sind unbedingt notwendig. Sie stärken uns und zeigen eine Alternative und diese ist , die unveräußerliche Würde jedes Menschen - unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Religion und Sprache (Kultur), als das höchste Gesetz der geschwisterliche Liebe!
Auf zum Dialog auf Augenhöhe!
Walter Rijs
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.