HTL Wiener Neustadt: Schüler kämpfen um Klassenkollegen
Es ist ein Fall, der nicht nur Ex-Direktorin Ute Hammel und dem neuen Schulleiter Martin Lang Kopfzerbrechen bereitet: Schüler Oktay Azimov, er geht in die 3CHIF der HTL, wird die Schule verlassen müssen. Grund dafür sind nicht miese Noten oder schlechtes Benehmen – der 16-Jährige bekam in Österreich kein Asyl zugesprochen.
„Am 15. Dezember habe ich einen Brief bekommen, dass ich Österreich verlassen muss“ Oktay Azimov
Oktay Azimov war mit seinem Vater im Jahr 2017 mit einem österreichischen Visum aus Aserbaidschan zuerst nach Deutschland gekommen. Ein Jahr später wurde in Österreich um Asyl – laut Oktay Azimov aus politischen Gründen – angesucht. Allerdings wurde der Antrag (Oktober 2019) genauso wie die Einsprüche gegen den negativen Entscheid (Herbst 2021) vom Bundesamt für Asyl, dem Verwaltungs- und Verfasstungsgerichtshof abgelehnt. „Am 15. Dezember habe ich einen Brief bekommen, dass ich Österreich verlassen muss“, erzählt der Schüler der NÖN.
„Ich kann mich wegen der negativen Bescheide nicht mehr so konzentrieren, habe auch Ess- und Schlafstörungen.“ Oktay Azimov
Eine Rückkehr in sein Heimatland wäre mit Schwierigkeiten verbunden, vor allem, was die weitere Ausbildung betrifft. „Wir haben ein völlig anderes Schulsystem, eine Eingliederung aufgrund meines Alters wäre nur sehr schwer möglich“, sagt der Informatiker im Gespräch mit der NÖN.
In den ersten zwei Jahren der HTL hätte er gute Noten bekommen, mittlerweile, gibt er zu, haben sich die verschlechtert. „Ich kann mich wegen der negativen Bescheide nicht mehr so konzentrieren, habe auch Ess- und Schlafstörungen.“
Für den Verbleib in Österreich und somit auch an der HTL setzen sich nicht nur Lehrkärfte, sondern auch seine Mitschüler ein. Etwa die Klassenkollegen Clara Riegler und Marc Kühmayer, die kritisieren, dass die Asyl-Entscheidung der Ämter mit über dreieinhalb Jahren viel zu lange gedauert hat. Mit dem Gang an die Öffentlichkeit hoffen sie, vielleicht doch noch Unterstützung für ein Bleiberecht ihres Freundes bekommen zu können, dazu haben sie Unterstützungsschreiben für Oktay Azimov verfasst.
„Oktay ist super integriert, spricht sehr gutes Deutsch, ist ein guter Schüler.“
Eva Velibeyoblu
Eva Velibeyoblu, Rechtsanwältin von Oktay Azimov, sieht allerdings noch einen kleinen Hoffnungsschimmer für einen Aufenthaltstitel, ein Antrag „aus besonders berücksichtigungswürdigen Gründen“ soll gestellt werden. Denn die würden vorliegen: „Oktay ist super integriert, spricht sehr gutes Deutsch, ist ein guter Schüler.“ Und sie kritisiert: „Würde er eine Lehre machen, würde ein Abschiebestopp greifen. Leider ist das mit einer HTL-Ausbildung, die aber praktisch auch eine Art Job-Garantie ist, nicht möglich.“
Seitens des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl heißt es auf NÖN-Anfrage: „Wir bitten um Verständnis, dass zu Einzelfällen – außer in rechtlich geregelten Ausnahmefällen – aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft erteilt werden kann. Wir können aber jedenfalls versichern, dass es in jedem Einzelfall zu einer sehr genauen und objektiven Prüfung des relevanten Sachverhalts kommt.“