Liebe Leser*innen!
Dieses Editorial war schon fertig, als die schrecklichen Ereignisse in Graz passiert sind. Ich möchte aber jetzt nichts daran verändern, weil es gerade auch in diesem Kontext wichtig ist. Verletzung, Kränkungen, Mobbing, die vielleicht auch in Graz eine Rolle gespielt haben wie Paul Zulehner schreibt, betreffen auch die Menschen im Lebensbereich LGBTIQ*, um die es in diesen Denkanstößen geht. Wir brauchen überall einen achtsameren und empathischeren Umgang mit unseren Mitmenschen. Gehen wir als Christ*innen mutig voran!
Es gibt viele große Themen, die anlässlich des Todes von Papst Franziskus als sein Verdienst genannt wurden. Und es gibt viele kleine, die es im April nicht in die Medien geschafft haben, aber trotzdem wichtige Schritte für die katholische Kirche sind.
Dazu gehört sicher, dass Papst Franziskus auch versucht hat, mit Gesten einladender zu sexuellen Minderheiten zu sein und ihnen ihren Platz in der Kirche zu geben.
Ein Beispiel aus der queeren italienischen Community wurde zum Beispiel auf katholisch.de erzählt. Und bei den Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Franziskus wurde der Sarg von einer „Delegation der Ausgegrenzten“ aus misshandelten Frauen, Transsexuellen, Gefangenen und Sinti vor Santa Maria Maggiore mit weißen Rosen in Empfang genommen.
Das alles sind wichtige Zeichen, aber es liegt an uns, dass daraus auch Taten werden. Ein wichtiger Schritt dorthin ist zum Beispiel sich als Pfarre oder kirchliche Institutionen klar als queersensibel und diversitätsfreundlich zu zeigen – etwa durch klare Positionierungen im Pastoralkonzept oder durch das Prädikat „a+o | akzeptierend und offen“.
Dieses Prädikat haben erfreulicherweise schon mehrere KA-Organisationen und auch das KA Wien-Präsidium hat vor kurzem diese Selbstverpflichtung beschlossen.
Erfolgreich waren wir aber sicher erst dann, wenn wir dorthin kommen, wo unser in der Regenbogenpastoral tätiger KHJ-Seelsorger Gregor Jansen es fordert: "Leben wir als Kirche diesen Auftrag zur Inklusion und Diversität? Präsentieren wir kirchliche Orte als „safe spaces“, als sichere Orte"?
Ich möchte Sie ermuntern, in diesem Sinne tätig zu werden, damit jene Orte, an denen wir unser Christ*in sein leben nicht nur für uns sichere Orte sind, sondern für wirklich ALLE Menschen!
Ihr Reinhard Bödenauer