Neuer Papst Leo XIV. | Kommentare zu 10 Jahre Laudato SI | Frieden schaffen ohne Waffen
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Mai 2025


 

Liebe Leser*innen!


Ein neuer Papst bedeutet immer eine spannende Zeit. Welche Richtung schlägt er ein, welche Zeichen setzt er? Der neue Papst Leo XIV. hat mich dabei schon ganz am Anfang sehr erfreut.

 

Als ein glühender Anhänger der Katholischen Soziallehre freue ich mich sehr, dass er - wie er inzwischen auch selbst gesagt hat - den Namen Leo bewusst mit Bezug auf Leo XIII. gewählt hat. Dessen Enzyklika Rerum Novarum gilt ja als "Mutter" aller Sozialenzykliken. 

 

Vielleicht gibt das die Chance, dass dieses Thema noch mehr in den Vordergrund rückt als bei Papst Franziskus. Auch in Österreich ist wieder dringend eine intensivere kirchliche Beschäftigung mit dem Thema notwendig. Der letzte Sozialhirtenbrief der österreichischen Bischöfe ist nach 35 Jahren dringend überarbeitungsbedürftig. Es wäre nun ein gemeinsames „synodales“ Statement gefragt.

 

Dass Papst Leo XIV. auch in anderen Bereichen das Werk von Papst Franziskus fortführen will, freut natürlich auch. Es werden gewiss andere Akzente sein (so hat er zum Beispiel auch die Künstliche Intelligenz genannt), aber gerade um die zentralen Fragen unserer Zeit, wie die Klimakrise wird er nicht herumkommen.

 

Papst Franziskus hat hier mit der Enzyklika Laudato Si sicher einen ähnlichen Wurf geschaffen wie Leo XIII. mit Rerum Novarum. Es eint aber beide Enzykliken, dass viele gute Anregungen, die sie enthalten haben, leider nie wirklich (ganz) umgesetzt worden sind.

 

Deswegen ist es auch wichtig, anlässlich des 10. Jahrestages von Laudato Si in diesen Wochen, sich die Enzyklika wieder her zu nehmen, sie zu lesen und zu reflektieren. Das Lesen wird wohl eher im persönlichen Bereich sein, für das Reflektieren bieten wir aber eine eigene Veranstaltung am 24. Mai, an zu der ich Sie herzlich einlade (Die Autor*innen der folgenden Kommentare sind natürlich auch dabei)!


Ihr Reinhard Bödenauer

 

 

 
THEMA 10 Jahre Enzyklika Laudato Si


 


 

Verantwortung für den Schmerz der Armen und der Erde übernehmen

 

Laudato Si hat 2015 der internationalen kirchlichen Bewegung für globale Gerechtigkeit und Solidarität, die sich in der Entwicklungszusammenarbeit und auch im Klimaschutz engagierte, einen riesigen Energieschub verliehen. Die politische Zusammenschau zwischen Umwelt und Entwicklung passierte auf der Weltbühne konsequent ab den 1990er Jahren.

 

Das kirchliche Lehramt bezog bereits in den Jahrzehnten davor immer wieder Stellung in Sachen Umweltzerstörung, ausbeutende Wirtschaftsweise und globale Armut und Ungerechtigkeit. Und in der pastoralen Praxis wurden auch schon lange vor 2015 globale Fragen in Arbeitskreisen und Initiativen zur Sprache gebracht. Aber das konsequente Zusammendenken der Themen Klima- und soziale Gerechtigkeit führte ein politisches und kirchliches Schattendasein.

 

So machte Papst Franziskus mit der Veröffentlichung der Enzyklika im Mai 2015 den Auftakt für ein Jahr, das einen Höhepunkt multilateraler Einigung in Klima- und Entwicklungsfragen darstellt: von der Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung in Addis Abeba im Juli über die Verabschiedung der Agenda 2030 im September und dem Klimaabkommen von Paris im Dezember.

 

Laudato Si war nicht nur ein Lichtblick kirchlicher Aktualität und erschien bahnbrechend, für das, was danach politisch folgen sollte. Es war auch ein Hoffnungsschreiben angesichts von existentiellen Krisen, weil es Gestaltungsbereiche benannte, wo wir als Kirche etwas zu sagen hätten: Genügsamkeit, Solidarität, Geschwisterlichkeit und Gemeinwohl, alles Bausteine zu mehr Gerechtigkeit.

 

Neben der Vision wurde die Mission neuerlich klar entfaltet: die Kultur und das Naturverständnis hinter dem auf fossiler Energie beruhenden Wachstums- und Entwicklungsmodell müssen sich ändern. Die EU verabschiedete 2019 dann den Green Deal, die katholische Kirche in Österreich nachhaltige Finanzrichtlinien und die Amazonien-Synode ihr Abschlussdokument. Es passierte viel und dennoch viel zu wenig: wir stehen heute viel schlechter da als 2015.

 

Der von Papst Franziskus in Laudato Si und inhaltlichen Nachfolgedokumenten geäußerte Aufruf zu einer radikalen Umkehr der Länder des Globalen Nordens im Sinne einer sozial-ökologischen Ausrichtung der Politiken hat zwar inner- und außerhalb der Kirche viele beeindruckt und begeistert sowie viele neue Initiativen entstehen lassen. Auch zahlreiche Bischöfe, besonders viele in Ländern, die zum Klimawandel wenig beigetragen haben, ihn aber bereits jetzt erheblich spüren, sind Anwälte eines Wandels.

 

Aber die Umkehr auf politischer Ebene wurde nicht geschafft. D.h. Katholikinnen und Katholiken haben sich vielerorts bei Wahlen für jene Parteien entschieden, die für ein „Weiter so“ standen anstatt für jene, die die unumgängliche Transformation mit ehrlichen, aber auch motivierenden Visionen untermauern. Die Ortskirchen haben sich zu selten getraut, systemische Fragen zu stellen oder dorthin zu zeigen, wo bestehende Krisen sich zu verschlimmern drohen, Räume für gesellschaftliche Debatten anzubieten, die es braucht, um sich den bestmöglichen Weg der Veränderung gemeinsam zu erstreiten oder auch Aspekte des Lebensstils und Überkonsums anzusprechen.

 

Trotz deutlich erkennbarer Fortschritte in einigen Bereichen, fällt die Gesamtbilanz seit der Veröffentlichung von Laudato Sí sehr ernüchternd aus. Aber es ist auch noch nicht das Ende. Papst Franziskus ist nicht mehr bei uns, aber seine Sorge um das gemeinsame Haus hat er uns in die Herzen geschrieben. Wir dürfen weitergehen, um auf den Schmerz der Armen und der Erde nicht nur zu hören, sondern darauf zu reagieren und unsere Verantwortung wahrzunehmen.


Dr. Anja Appel

ist Politikwissenschafterin und leitet die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz.


 


 

Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen

 

Vor 10 Jahren schon hat der jüngst verstorbene Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si“ geschrieben: „Es genügt, aufrichtig die Realität zu betrachten, um zu sehen, dass unser gemeinsames Haus stark beschädigt ist. Die Hoffnung lädt uns ein zu erkennen, dass es immer einen Ausweg gibt, dass wir immer den Kurs neu bestimmen können, dass wir immer etwas tun können, um die Probleme zu lösen. Allerdings sind allem Anschein nach Symptome eines Bruchs zu bemerken, aufgrund der großen Geschwindigkeit der Veränderungen und der Verschlechterung.“ (Nr. 61)

Und vor zwei Jahren, in „Laudate Deum“, konstatierte er: „Mit der Zeit wird mir klar, dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht.“ (Nr. 2) Die Klimabewegung scheint zu erlahmen. Politisch sind mit dem Klimathema keine Wahlen zu gewinnen. Unmittelbare wirtschaftliche Sorgen und Sicherheitsbedenken haben in der öffentlichen Meinung größeres Gewicht. Müssen wir die Hoffnung auf eine klimagerechte Zukunft und ein Eindämmen der Erderwärmung begraben?

Christliche Hoffnung rechnet immer mit dem Grab, ja sie geht darüber hinaus. Denn sie gründet im Glauben an die Auferstehung. Durch Leid und Tod hindurch schenkt Gott neues Leben. Das ist die Ursprungserfahrung des Christentums. „Wir aber hatten gehofft…“ – so klagten die Emmaus-Jünger, als sie davonliefen von Jerusalem. Und Jesus lief mit. Er ermutigte sie, das Herz auszuschütten und die Enttäuschungen auszusprechen. Dabei entflammten diese Herzen neu von Liebe und Hoffnung. Denn im Teilen des Brotes erkannten sie Jesus als Auferstandenen.

Ich bin überzeugt: Wir brauchen Klage- und Trauerräume für unsere enttäuschten Hoffnungen und unsere scheinbar zu wenig wirksamen Anstrengungen gegen die Klima- und Umweltkrise. Denn in diesen Räumen begegnet der Auferstandene mit seinen Wunden und mit seinem lebendig machenden Geist. Wir brauchen die Erneuerung der Verpflichtung, sozial, ökologisch und fair zu leben. Denn ein solcher Lebensstil ist schlichtweg die Konsequenz aus dem christlichen Glauben an das Reich Gottes, das jetzt anbrechen will und niemanden ausschließt von einem Leben in Würde.

Wir brauchen einen erneuerten, mutigen politischen Einsatz für eine sozial-ökologischen Transformation, der sich nicht scheut, die Verantwortlichen für die Zerstörung des Planeten Erde beim Namen zu nennen, direkt zu konfrontieren und zur Verantwortung zu ziehen. Denn „diese Wirtschaft tötet“, wie Papst Franziskus sagte. Der derzeitige fossile Kapitalismus tötet unzählige Arten von Lebewesen und die viele Arme. Wer tötet, muss zur Verantwortung gezogen werden, und dem Töten muss Einhalt geboten werden.

Wir brauchen die Erneuerung der Hoffnung. „Die Hoffnung nimmt die Dinge so tragisch, wie sie sind. Und trotzdem sagt die Hoffnung: Wir überlassen die Zukunft nicht der Verzweiflung.“ Ich liebe diesen Ausspruch von Maria Katharina Moser! Und ich setze hinzu, was im Römerbrief steht: „Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,5) 

Ich schließe mit einem Zitat aus Laudato Si, das auch 10 Jahre nach seiner Veröffentlichung unverändert Gültigkeit hat: „Der Schöpfer verlässt uns nicht, niemals macht er in seinem Plan der Liebe einen Rückzieher, noch reut es ihn, uns erschaffen zu haben. Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen.“ (Nr. 13)

Wir haben die Fähigkeit, einander und alle Geschöpfe zu lieben.

P. Franz Helm SVD
 


 

 

 

HANDLUNGSANSTÖSSE

 

Am Samstag, den 24. Mai findet unsere Veranstaltung "10 Jahre Laudato Sí - Weiter in Sorge um unser gemeinsames Haus" in der Pfarre Alxingergasse in Wien 10 statt. Es gibt viele Kurzimpulse mit Diskussionsmöglichkeit, eine liturgische Feier und ein gemeinsames Abendessen mit gemütlichem Ausklang. Info & Anmeldung  ...

 

Die Enzyklika Laudato Si hat die KA zu mehreren Initiativen inspiriert, etwa zu den FW-Klimakonferenzen oder dem öko-fair-sozialen Spaziergang. Führen doch auch Sie das eine oder andere anlässlich 10 Jahre Laudato Si in Ihrer Pfarre durch. (Am 8. Juli können Sie auch einen öko-fair-sozialen Spaziergang im 1. Bezirk mit uns durchprobieren)

 

Viele Ideen, die aus Laudato Si entstanden sind, finden Sie in der Broschüre "Pfarre klimafit gestalten - Ein Begleiter auf dem Weg zur schöpfungsfreundlichen Pfarre" ...


Das Umweltbüro lädt am 10. September zu einem Gesprächsabend anlässlich 10 Jahre Laudato Si´, bei dem es auch um die Entschuldung von Staaten des globalen Südens geht ...

 


 
GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

 

Am 21. Mai und 18. Juni gibt es wieder ein Gebet für Frieden und Gerechtigkeit mit einem Impuls, über den man im Anschluss ins Gespräch kommen kann ...

 

Wie kann demokratisches Leben gut funktionieren? Dieser Frage widmet sich die Katholische Aktion Österreich mit ihrem neuen Dossier "Demokratie leben und gestalten". Ziel ist es, konkrete Wege aufzuzeigen, wie Menschen im Alltag Demokratie mitgestalten können. Das Heft gibt es hier zum Download ...

 

Der katholische Familienverband hat eine Unterschriftenaktion gegen die Kürzung bei staatlichen Leistungen für Familien gestartet ...

 

Das Instrument der Elternteilzeit besteht seit 20 Jahren und hat zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie beigetragen. Genutzt wird sie allerdings hauptsächlich von Frauen. Am 19. Mai wollen der Katholische Familienverband und die AK Wien aufzeigen, wie die Elternteilzeit auch zu einem Vereinbarkeitsinstrument für Väter werden kann ...  
 
NACHBARSCHAFT UND DIALOG

 

Die Lange Nacht der Kirchen am 23. Mai bietet wieder die Möglichkeit, viele Menschen zu treffen und interessante Dinge zu sehen und zu hören. Wir haben dafür ein paar Tipps zusammengestellt ...

 

Die Katholische Jugend startet wieder die Aktion "72h ohne Kompromiss". Jetzt kann man als Pfarre oder Organisation Projekte einreichen, die die Jugendlichen im Oktober in 72 Stunden durchführen ...

 
MEINUNG

 

Traude Novy fragt in ihrem aktuellem Kommentar was aus unserem Traum des „Frieden schaffen – ohne Waffen“ wurde? War es nur ein kurzes Intermezzo in der langen Abfolge von gegenseitiger Zerstörung durch Waffen?
Müssen wir wieder „kriegsfähig“ werden, um in Frieden leben zu können? Oder ist es genau diese „Kriegsfähigkeit“, die Kriege wieder möglich macht ...

 

DIES & DAS


 

Unser KA Generalsekretär Christoph Watz hat diesmal eine Vorstellung geschrieben und es gibt sicher einige Details von ihm, die Sie noch nicht wissen ...

 

Bei der Bundeskonferenz der KJ wurde ein neues Vorstandsteam gewählt. Die designierten Vorsitzenden Klemens Lesigang und Elisabeth Wanek verstärken fortan die Führungsspitze mit Rafael Haigermoser ..


Am Pfingstsonntag, den 8. Juni findet wieder das St. Gabrieler Pfingstfest in Maria Enzersdorf statt. Es gibt spannende Workshops, eine große Festmesse anläßlich 150 Jahre Steyler Missionare und danach ein großes Hoffest mit Essen und Musik ... 

Am 25. April fand der 15. Romaria-Solidaritätsweg mit Geflüchteten unter dem Thema "Ängste und Hoffnungen" statt ...

Die Pfarre Wien-Aspern hat einen Laudato Si Andachtsweg erarbeitet, den es hier zum Anhören gibt ...
 

Katholische Aktion der Erzdiözese Wien

1010 Wien, Stephansplatz 6/5

 

Tel. +431515523312 | katholische.aktion@edw.or.at | www.ka-wien.at | KA auf Facebook

 

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