Im Mai entscheiden die Franzosen, ob es Europa noch geben wird. Sie machen es spannend. Um die Ungewissheit zu ertragen, kann man sich auf die guten Umfragewerte des linksliberalen Emmanuel Macron berufen. Man kann beide Augen fest zumachen und erst wieder öffnen, wenn alles vorbei ist. Man kann sich auch fragen: Wie konnte dieses schöne Land sich dem Abgrund so weit nähern, in den es sich selbst und seine Nachbarn zu stürzen droht?

François Fillon wirkt wie eine Figur aus einem Chabrol-Film, die sich immer tiefer verstrickt: Eben noch angesehener Notar, jetzt verscharrt er eine Leiche im Garten. So stand Fillon am Sonntag am Trocadero und hetzte das Volk gegen Justiz, Presse und Parlamentarier auf. Ungeheuerlich wirkt das nur auf den ersten Blick. Denn so ungefähr wird es sich Charles de Gaulle vorgestellt haben, als er die Verfassung ersann: Der Präsident regiert das Volk, die anderen sehen zu. Wenn alle politischen Akteure einen in zwei Weltkriegen gestählten Charakter wie de Gaulle hätten, wäre es vielleicht gut gegangen. Doch wer hält heute noch so viel Macht aus?