Schlechter Ruf der E-Zigarette „Skandal"

E-Zigaretten seien weniger gesundheitsschädlich, als ihnen nachgesagt wird, behauptet der Grazer Toxikologe Bernhard-Michael Mayer von der Karl-Franzens-Universität: Er ortet einen „gesundheitspolitischen Skandal“.

Rund 4.000 toxische und krebserregende Stoffe sind es, die im Tabakrauch nachgewiesen werden können, sagt Bernhard-Michael Mayer vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften an der Grazer Karl-Franzens-Universität; ganz anders sehe es dagegen bei E-Zigaretten aus, die seit 2006 in Europa und den USA vertrieben werden.

Junge Frau raucht E-Zigarette

APA/dpa/Rainer Jensen

Der Umstieg auf die E-Zigarette helfe, Lungenkrankheiten aufzuhalten, sagt der Toxikologe

Nikotin vergleichbar mit Koffein

Bei E-Zigaretten finde nämlich eine Verdampfung statt, so der Toxikologe: „Es entsteht ein Nebel, ein Aerosol, wie es zum Beispiel auch bei Asthma-Inhalatoren entsteht, und dadurch entfallen die gesamten Verbrennungsprodukte, die die Schädlichkeit des Tabakrauchs verursachen.“ Selbst in puncto Nikotin will Mayer mit falschen Vorurteilen aufräumen: „Das Nikotin hat den schlechten Ruf, weil es immer mit dem Rauchen asoziiert wurde. Wenn man das aber isoliert betrachtet, sieht man, dass Nikotin ein relativ harmloser Stoff ist - ich vergleiche das gerne mit Koffein.“

„Gesundheitspolitischer Skandal“

Dass der Ruf von E-Zigaretten so schlecht ist, sei demnach schlichtweg falsch, sagt Mayer: „Da gibt es wunderschöne Publikationen, die haben toxische Stoffe im Blut von Rauchern gemessen, vor und nach dem Umstieg auf E-Zigaretten - und innerhalb weniger Wochen waren die am selben Niveau wie Nichtraucher.“

Mayer ortet daher ein bewusstes Schlecht-Machen der E-Zigaretten und spricht wörtlich von einem gesundheitspolitischen Skandal. „Es gibt ja unzählige Erfahrungsberichte, wo Leute mit COPD berichten, also der chronischen Bronchitis: Die Leute können wirklich das Fortschreiten dieser Erkrankung stoppen, indem sie das Rauchen aufhören und auf E-Zigaretten umsteigen.“

Zigaretten in Aschenbecher

dpa/Stephan Jansen

Nicht das Nikotin, sondern andere toxikologische Stoffe wie das Teer seien beim Rauchen das Gefährliche, sagt Mayer

„Es geht im Wesentlichen um Geld“

Laut Mayer sei die Kontroverse über die E-Zigarette deshalb schlichtweg eine Erfindung von Pharmaindustrie und Politik: „Es ist natürlich so, dass die Pharma-Industrie sehr viel Geld mit Nikotinersatz-Produkten macht, und das große Problem ist natürlich die Tabaksteuer, die entfällt. Dadurch, dass zunehmend Raucher umsteigen von den schädlichen Tabakzigaretten auf die E-Zigaretten, verlieren die nationalen Regierungen massiv an Steuergeld. Es geht also im Wesentlichen um das Geld.“

Viele Argumente seien an den Haaren herbeigezogen, um dadurch Raucher vom Umstieg abgehalten. Rund 14.000 Menschen in Österreich sterben jährlich an den Folgen des Rauchens. Durch einen groß angelegten Umstieg auf E-Zigaretten könne diese Zahl rapide nach unten korrigiert werden, ist der Toxikologe überzeugt.

Diskussion über Rauchen im Gefängnis

Indessen wird auch das Rauchen oder Nichtrauchen in Gefängnissen diskutiert - eine Idee, die aus Neuseeland und Australien kommt. Dorthin gab es auch vor kurzem eine Exkursion des Justizministeriums. Jetzt wird bis Ende des Jahres auch in Österreich über ein Gefängnis als Pilotprojekt nachgedacht. Derzeit darf in Zellen geraucht werden, es gibt aber Nichtraucherzellen - eine entsprechende Regelung gilt derzeit etwa auch in der Justizanstalt Graz-Karlau.

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