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Gemeinsam zum Erfolg - Christoph und Albin beim Berwerbungstraining.
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Das Projekt „Hands on Mentoring“ unterstützt arbeits- und perspektivlose Jugendliche und junge Erwachsene bei der Suche nach der richtigen Ausbildung, einer Lehrstelle oder einem Job, auch und gerade jetzt in der Coronakrise. Berufstätige aus der Wirtschaft stellen sich dabei als ehrenamtliche Mentoren zur Verfügung und coachen ihre Mentees, bis diese fündig geworden sind. Offene Lehrstellen sind dabei besonders stark nachgefragt. Träger des Vereins ist die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien.

Rund 50 Mentoren aus dem oberen und mittleren Management betreuen bei Hands On Mentoring jeweils einen jungen Erwachsenen individuell, 90 Minuten pro Woche und im Durchschnitt acht Monate lang. „Die meisten Mentees sind zwischen 18 und 22 Jahren alt, wobei wir auch Jugendliche ab 14 und Erwachsene bis 25 haben, die eine schwierige Phase durchmachen. Diese intensive 1:1 Betreuung schafft staatliche Arbeitslosenunterstützung nicht“, sagt Eva Rosewich, Geschäftsführerin und Koordinatorin des Projekts und selbst Sozialpädagogin.

Raus aus der Isolation

Rund 70 Prozent der Betreuten haben Migrationshintergrund, viele sind wegen eines Kriegs oder wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat nach Österreich gekommen. Aber auch österreichische Jugendliche mit Pflichtschulabschluss oder abgebrochener Ausbildung finden mithilfe des persönlichen Mentorings ihren Platz in der Gesellschaft. „Unsere Mentees kommen aus einem Umfeld, das ihnen nicht helfen kann, brauchen spezielles Jobtraining oder Leben überhaupt ganz auf sich gestellt. Nicht alle Jugendlichen haben Eltern, die mit ihnen Bewerbungen schreiben, eine Lehrstelle suchen oder ihre Aussprache verbessern“, so Rosewich.

Coronajahr erfolgreich

Stillstand während der Coronakrise gab es keinen, im Gegenteil. Die Rekord-Jugendarbeitslosigkeit und der Ausfall vieler Jobs und Lehrstellen aufgrund der Betriebsschließungen in den Lockdowns bedeutete einen großen Zulauf an Mentees. „Doch auch viele neue Mentorinnen haben sich gemeldet, die erkennen, dass sie jetzt besonders gebraucht werden. Gerade in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit ist die persönliche Begleitung durch hochkarätige Wirtschaftsprofis ein so wichtiger Dienst“, so Rosewich. Die richtigen „Partner“ zusammenzubringen und deren gemeinsame Erfolge miterleben zu dürfen, mache große Freude. „Besonders schön war, dass im vergangenen Herbst – trotz Coronakrise - weitere 30 unserer Mentees eine Lehre oder andere Ausbildung beginnen konnten. Insgesamt konnten wir im Vorjahr 60 Mentorings positiv abschließen.“

Langfristige Auswirkung

Ob ein junger Mensch, der eine schwierige Geschichte oder schon früh Brüche in seinem Leben erlebt hat, noch seinen Weg ins Berufsleben findet, hänge tatsächlich davon ab, ob sich jemand persönlich um ihn bemüht, ist Eva Rosewich überzeugt. „Unsere Mentoren schenken ihre Freizeit und ihre Lebens- und Berufserfahrung her, um einem Jugendlichen eine reelle Chance im Leben zu ermöglichen. Das macht einen Riesenunterschied für dessen ganzen restlichen Lebensweg“.

Das bestätigt auch Martin Eckert, selbständiger Unternehmensberater und Coach, der seit vier Jahren als Mentor bei Hands on dabei ist. „Ich sehe an meinen eigenen Kindern, wie schwer es für Jugendliche heute ist, ihren Platz im Berufsleben zu finden. Mit meinen Mentees etwas von meinem Erfahrungsschatz zu teilen, sie zu stärken und ihnen durch intensiven Austausch zu helfen, ihre Stärken, Fähigkeiten und eigenen Lösungen zu entdecken, ist wunderbar. So kann ich ein bisschen etwas von dem zurückgeben, was mir das Leben geschenkt hat“, so Eckert, der in seiner Jugend als Pfarrjugendleiter aktiv war.

Erfolgsgeschichten

Beispielsweise hat Mentee Christoph Kantz, 21, im Vorjahr mit Hilfe seines Mentors Albin Lintner, Geschäftsführer von Pacovis, einen Job in einem Labor gefunden. Er hatte bereits in Eigenregie eine Ausbildung zum Chemietechniker absolviert, brauchte aber Unterstützung beim Stärken seines Selbstbewusstseins, sowie bei der Selbstpräsentation in Vorstellungsgesprächen und der Jobsuche. Lintner übte wöchentlich intensiv mit Christoph und gemeinsam suchten sie passende Stellen im Laborbereich. Bereits beim ersten Bewerbungsversuch hatte Christoph Erfolg. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich so schnell eine Vollzeitbeschäftigung bekomme. Das Bewerbungstraining und das Aufbauen von Selbstvertrauen waren das Erfolgsgeheimnis“, zeigt sich der junge Mann dankbar. Albin Lintner: „Ich lerne auch viel von den Mentees, denn Menschen bereichern einander. Die Entschlossenheit, mit der Christoph bei der Sache war, hat mich wirklich begeistert.“

Vernetzung in der Wirtschaft

Auch Aktionen wie Job-Speeddating tragen zur hohen Erfolgsquote bei, die bei rund 80% liegt. Zweimal pro Jahr veranstaltet Hands on Mentoring - in Zusammenarbeit mit Interface Wien, WUK, Jugend am Werk und etlichen Produktionsschulen - das Jobspeeddating Event „Runder Tisch – offene Chancen“ im Wiener Otto Mauer Zentrum. Die Jugendlichen haben dabei die Möglichkeit, Vorstellungsgespräche mit PersonalerInnen namhafter Firmen zu führen - Sodexo, Austria Trend Hotel, Porr, Eurest, Bombardier, Deichmann, Magenta Telekom sowie die Drogerie Müller u.a. boten dabei in den Vorjahren Lehrstellen an.

Finanziert wird das Projekt, das fast ausschließlich von Ehrenamtlichen getragen wird, von Spenden und der Erzdiözese Wien. Einige Unternehmen wie Raiffeisen Bank International unterstützen mit Corporate Volunteering. Rosewich lädt zur Vernetzung ein: „Wir sind sehr dankbar für jedes Jobangebot und jede Lehrstelle, für die wir ein junges, gut gecoachtes Talent vorschlagen dürfen. Gerade in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es wichtig, jungen Menschen Möglichkeiten, Zuversicht, Perspektiven und Hoffnung zu vermitteln“.