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Libyen und Ägypten Mit Trump gegen die Pressefreiheit

Donald Trumps Feldzug gegen CNN zeigt Wirkung in der arabischen Welt: Libyen weist einen Bericht des US-Senders über Sklavenhandel zurück, Ägypten wirft dem Kanal "bedauernswerte Berichterstattung" vor.
Protest gegen Sklaverei vor libyscher Botschaft in Rabat

Protest gegen Sklaverei vor libyscher Botschaft in Rabat

Foto: FADEL SENNA/ AFP

Selten hat ein Medienbericht solche Wirkung entwickelt: Mitte November strahlte der Fernsehsender CNN eine Reportage über den Sklavenhandel in Libyen aus. Die Reporter waren Zeugen geworden, wie Männer aus Nigeria und anderen afrikanischen Staaten für mehrere hundert Dollar von Menschenhändlern verkauft wurden .

Uno-Generalsekretär Antonio Guterres, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und andere Politiker aus aller Welt äußerten sich erschüttert. Der Uno-Sicherheitsrat verurteilte den Menschenhandel, die Teilnehmer des EU-Afrika-Gipfels in Abidjan beschlossen, "in den kommenden Tagen oder Wochen" die Opfer der Sklavenhändler mit "Notfall-Evakuierungen" aus Libyen herauszuholen.

Das alles ist passiert, weil CNN die verheerenden Zustände aufgedeckt hat, unter denen mehr als Hunderttausend Afrikaner in Libyen leiden. Doch in Libyen selbst will man davon wenig wissen. Libysche Diplomaten und Medien stellen die Glaubwürdigkeit von CNN infrage - und berufen sich dabei auf Donald Trump. Der US-Präsident hatte am Wochenende getwittert: "CNN International ist noch immer eine Hauptquelle von (Fake) News und sie repräsentieren unsere Nation in der WELT sehr schlecht. Die Welt da draußen erfährt von ihnen nicht die Wahrheit." (Hintergründe zu Trumps Attacken auf CNN lesen Sie hier.)

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Der beliebte libysche Fernsehsender 218TV griff Trumps Tweet umgehend auf: "US-Präsident Donald Trump hat ein großes Loch in die Mauer der internationalen Anschuldigungen gegen Libyen geschlagen", meldete der Kanal mit Genugtuung. "Es besteht die Möglichkeit, dass CNN den Bericht über Sklaverei in Libyen veröffentlicht hat, um damit ein politisches Ziel zu verfolgen, das noch verborgen ist."

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218TV verwies darauf, dass Trump seine Tiraden gegen CNN nach Ausstrahlung der Libyen-Reportage am 14. November noch einmal verstärkt habe. "Das ist bemerkenswert." Möglicherweise bestehe da ein Zusammenhang, spekuliert der libysche Sender. Jedenfalls könnte Trump dafür sorgen, dass nun gegen CNN selbst ermittelt wird.

Der Onlinedienst "Libyan Express" warf der US-Regierung hingegen Unaufrichtigkeit vor, weil das US-Außenministerium und die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen Nikki Haley, den Sklavenhandel in Libyen auf Grundlage der CNN-Reportage verurteilten. "Wieso glaubt die US-Regierung einem CNN-Bericht über Sklaverei in Libyen, wenn der US-Präsident den Sender gleichzeitig als Quelle von Fake News bezeichnet", fragt der "Libyan Express" .

Auch in Libyens Nachbarland Ägypten nutzt man Trumps Rhetorik, um auf CNN einzuhauen. Via Twitter beschimpfte der Sprecher des Außenministeriums in Kairo den Sender für seine "bedauernswerte Berichterstattung". Mit ähnlichen Worten bedenkt auch der US-Präsident kritische Medien. Auslöser des Tweets: CNN hatte in seinen Berichten über den Anschlag auf die Rawda-Moschee erwähnt, dass Ägyptens Regierung Journalisten den Zugang zur Halbinsel Sinai seit Jahren verweigert. Das aber ist eine Tatsache.

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Die Reaktionen aus Libyen und Ägypten zeigen: In den USA und Europa mag man über Trumps Feldzug gegen CNN, die "New York Times" und andere Medien schmunzeln. In den Diktaturen und Bürgerkriegsländern des Nahen Ostens, in denen die Medien weitgehend gleichgeschaltet sind, haben die Tiraden des US-Präsidenten hingegen konkrete Folgen. Der mächtigste Mann der Welt wird zum Kronzeugen für all jene, die jede kritische Berichterstattung unterdrücken wollen.

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