Widerstand gegen das NS-Regime :
„Ich weiß nicht, ob die heutige Generation so tapfer wäre“

Lesezeit: 12 Min.
Klaus von Dohnanyi, geboren am 23. Juni 1928 in Hamburg, war von 1969 bis 1981 Mitglied des Deutschen Bundestags für die SPD, von 1972 bis 1974 Bundesminister für Bildung und Wissenschaft und von 1981 bis 1988 Erster Bürgermeister von Hamburg. Das Foto zeigt ihn am Fenster seiner Wohnung, als der erste Herbststurm durch den Garten fegt.
Klaus von Dohnanyi im Interview über seinen Vater Hans, den Widerstand gegen das Nazi-Regime, politische Vorbilder und den Mut, sich gegen den Mainstream zu stellen.
Herr von Dohnanyi, welches sind die schönsten Erinnerungen, die Sie an Ihren Vater haben?

Das waren eigentlich immer die Ferien. Mein Vater war ein großer Bastler und konnte sehr gut zeichnen. Er hat uns dann wundervolle Dinge gemacht. Eine Burg, zum Beispiel, oder meiner Schwester eine Puppenküche, und wenn wir draußen waren und ein Bach war in der Nähe, haben wir zusammen Wassermühlen gebaut. Das waren die schönsten Stunden. Ich habe ihn ja eigentlich auch nur als Kind wirklich gekannt. Dann als Jugendlicher, im Krieg, hatte er wenig Zeit für uns. Später sah ich ihn nur noch bei kurzen Aufenthalten im Gefängnis. So fehlen die wichtigen Eindrücke, die ein Sohn von seinem Vater gewinnt, wenn er alt genug dafür ist. Wie gerne hätte ich später mit ihm auch als Erwachsener gesprochen! Das fehlt alles. So geht die Erinnerung immer zurück auf die Zeit der Kindheit.

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