Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. US-Präsident: Hinter diesem Firmengeflecht versteckt sich Trumps Vermögen

Wirtschaft US-Präsident

Hinter diesem Firmengeflecht versteckt sich Trumps Vermögen

Trump-Gegner wollen Direktflug nach Moskau schenken

Donald Trump feiert seinen 71. Geburtstag. Ein besonderes Geschenk bekam er schon von seinem Justizminister. Jeff Sessions wies die Russland-Vorwürfe zurück. Doch nicht alle wünschen dem US-Präsidenten Gutes.

Quelle: N24/ Steffen Schwarzkopf

Autoplay
Der US-Präsident wollte eigentlich den „Sumpf in Washington trockenlegen“. Dabei hat er vergessen, seine eigenen Geschäfte transparent zu machen. Das hat nun jemand anderes für ihn übernommen.

Sigmundur Gunnlaugssons Widerstand war kurz und nutzlos. Am 6. April 2016 erklärte der isländische Premier seinen Rücktritt. Noch einen Tag zuvor war ein Rücktritt für ihn „auf keinen Fall“ infrage gekommen.

Man kann es ihm nicht verübeln, schließlich war die Wut der Isländer auf ihren Premier groß. Der selbst erklärte Kämpfer für Gerechtigkeit, der ironischerweise als Anführer einer Graswurzelbewegung während der isländischen Finanzkrise populär wurde, tauchte im März 2016 in den Panama Papers auf. Er soll an einer Briefkastenfirma beteiligt gewesen sein.

Seitdem achten sämtliche europäische Politiker penibel darauf, möglichst viele Silben zwischen ihrem Namen und dem Wörtchen „Briefkastenfirma“ stehen zu haben. Kein Wunder, das Thema ist bei den Menschen ein Aufreger. Intransparent will kein Politiker mehr sein.

Briefkastenfirmen gelten als schmuddelig

Wer einmal den Verdacht erregt, mit Briefkastenfirmen zu tun zu haben, wird angreifbar. Er muss sich dann mindestens rechtfertigen und oft sogar gegen Rücktrittsforderungen wehren. Auch Politiker vom Format David Camerons bekamen das schon zu spüren.

Nun kann niemand behaupten, Donald Trump arbeite an seinem Ruf, ein besonders großzügiger Steuerzahler zu sein. Er versucht bis heute, mit allen juristischen Tricks die Veröffentlichung seiner Steuererklärung zu vermeiden. Seit Richard Nixon ist er der erste Präsident, der sich so verhält.

Als Kämpfer für die Gerechtigkeit inszeniert sich der 45. Präsident der USA allerdings schon. Schließlich gewann er die Wahl gegen Hillary Clinton im November 2016 mit dem Versprechen, den „Sumpf in Washington auszutrocknen“. Gewiss meinte er damit die wechselseitigen politischen und finanziellen Abhängigkeiten von Geschäftsleuten und Politikern, bei denen selten klar ist, wer wem was schuldet.

Umso fragwürdiger ist Trumps persönlicher Umgang mit seinem Vermögen, das vor allem in Immobilien steckt. Die von ihm gegründete Trump Organization hatte ihn einst reich gemacht, sein Vermögen hat er in der Immobilien- und Unterhaltungsbranche verdient und wird von „Forbes“ aktuell auf 3,5 Milliarden Dollar geschätzt (auch wenn die Schätzungen immer wieder mal schwanken).

Trump hat sich von seinen Immobilien getrennt – aber an wen?

Wie die US-Zeitung „USA Today“ herausfand, hat sich Trump in den vergangenen zwölf Monaten von einem Teil seiner Immobilien verabschiedet. Wer allerdings davon profitiert, das versucht Trump geheim zu halten.

Der Präsident hat laut der Recherche seit seiner Wahl im November 2016 422 Immobilien verkauft. Darunter Eigentumswohnungen und Penthouses in New York, Las Vegas und Los Angeles im Gesamtwert von 33 Millionen Dollar. Zwar ist das nur ein Bruchteil der Immobilien im Wert von rund 250 Millionen Dollar, die Trumps Firmen besitzen. Aber die Geldflüsse haben es in sich.

Anzeige

Denn rund 70 Prozent der verkauften Immobilien sollen an eine sogenannte Limited Liability Partnership (LLP), eine Kapitalgesellschaft, überführt worden sein. Die Geschäftsführer dieser Gesellschaft seien Trumps Söhne Eric und Donald Trump jr. Donald Trump selbst sei allerdings Alleinbegünstigter und hätte damit umfassende Zugriffsrechte auf die Summen, die hinter der Gesellschaft stecken.

LLPs stehen zwischen dem Politiker und Geschäftsmann Trump

Warum sollte Trump sein Geld einfach nur verschieben? Der Sinn, der hinter der Kapitalgesellschaft steckt, ist gleichzeitig der größte Kritikpunkt. Denn die Gesellschafter der Kapitalgesellschaft – und somit die Besitzer seiner Immobilien – können anonym bleiben. Sie ist eine Art Mittler zwischen Trump und den Leuten, an die er seine Immobilien verkauft. Einfach gesagt: Wer also Trumps Immobilien besitzen und gleichzeitig anonym bleiben will, muss dafür einfach eine Beteiligungsgesellschaft – sprich Briefkastenfirma – gründen.

Proteste vor dem Trump Tower in Manhattan, New York. Während sich der Präsident als Kämpfer wider dem Establishment gibt, wird von dort ein intransparentes Immobilienkonglomerat verwaltet
Proteste vor dem Trump Tower in Manhattan, New York. Während sich der Präsident als Kämpfer wider das Establishment gibt, wird von dort ein intransparentes Immobilienkonglomerat ve...rwaltet
Quelle: AFP/GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Trump hat die Beteiligungen und Beteiligten an seinen Immobilien bis heute nicht transparent gemacht. Deshalb werfen ihm Kritiker vor, seine Verkäufe wären interessengeleitet. Zwar hat ihm das bisher niemand nachgewiesen, aber die Möglichkeit besteht. Ein Szenario: Die Kinder Trumps könnten Einfluss auf ihren Vater nehmen, im Sinne des Geschäfts.

Auch hatten nach der Wahl indische Geschäftsleute, die zu Trumps Eigentümerkonglomerat gehören, ein Foto mit Trump gewollt – ein Bild mit dem Präsidenten macht sich gut für das Geschäft, schließlich sagt der US-Präsident selbst, „Trump“ sei seit seiner Wahl „noch heißer“ geworden. Die Inder bekamen ihr Foto – ein exklusives Besuchsrecht, das sie freilich nur wegen ihrer klugen Investition hatten.

Immobiliengeschäfte könnten Trump beeinflussen

Ein weiterer Fall: Nachdem Trump kurz nach seiner Wahl mit dem argentinischen Staatschef Mauricio Macri telefoniert hatte, meldete sich eine Baufirma. Ein lange auf Eis liegendes Projekt für den Bau eines Trump Tower in Buenos Aires hatte wieder an Aufwind gewonnen. Jared Kushner, dem Ehemann von Trumps Tochter Ivanka, wurde in dem Geschäft die Rolle eines Sonderbotschafters nachgesagt.

Das Konstrukt macht es theoretisch auch möglich, dass Käufer einfach größere Summen überweisen, als die Immobilien wert sind. Ein Nachweis? Dank des anonymen Konstrukts fast unmöglich.

Es gibt noch ein weiteres Problem, das in diesen Tagen hochaktuell ist: Der Senator Sheldon Whitehouse, der in die Ermittlungen rund um Trumps Russland-Kontakte während seines Wahlkampfs eingebunden ist, erklärt es so: „Korruption aus Russland findet meistens über Briefkastenfirmen statt.“ Mögliche Interessenkonflikte sind also nicht abstrakt.

Lesen Sie auch
Anzeige

Konkret listet „USA Today“ nun auf, wer an Trumps Immobilien beteiligt sein soll. Wobei man sich die genannten „Gesellschaften“ nicht als Unternehmen mit Hauptsitzen im Format des Trump Tower vorstellen darf. Meist sind sie nicht mehr als ein Briefkasten, in den der Briefträger das Exposé für das Trump-Loft werfen kann. Drei Beispiele:

- Beteiligt an Trumps Trust sind unter anderem die Venture Magic LLC, eine Gesellschaft mit Sitz in Nevada. Sie gehört dem Geschäftsmann Shu-Ling Huang und besitzt eine Eigentumswohnung in Las Vegas. Wert: 295.000 Dollar.

Trumps Golfclub Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida. Seine Immobilien sind rund 250 Millionen US-Dollar wert
Trumps Golfklub Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida. Seine Immobilien sind rund 250 Millionen Dollar wert
Quelle: AP

- Die 2 L Nevada LLC ist an zwei Eigentumswohnung im Gesamtwert von 520.000 Dollar beteiligt. Registriert ist sie in British Columbia, Kanada. Der gleiche Briefkasten wird auch von einer Marihuanafirma genutzt. Der Besitzer der 2 L Nevada LLC streitet allerdings ab, im (legalen) Drogenbusiness aktiv zu sein. Es ist der Medienunternehmer Brian Lovig, der unter anderem das rechtskonservative Blog „Right Edition“ leitet.

Auch ein Schriftsteller ist unter Trumps Käufern

- Unter den Käufern findet sich auch ein Bestsellerautor. Die Beteiligungsfirma LAT Homes and Author Homes ist an zwei Wohnungen im Wert von 6,2 Millionen Dollar beteiligt. Der indische Autor Subir Chowdhury hat nicht nur 15 Bücher zum Thema Management geschrieben, sondern auch die Verträge für diese Briefkastenfirma unterschrieben.

Es ist Usus, dass US-Präsidenten ihre Investitionen abtreten – allerdings nicht an ihre Söhne. Im Gegenteil, seitdem der Ethics in Government Act im Jahr 1978 verabschiedet wurde, haben sämtliche Präsidenten ihr Vermögen von Treuhändern verwalten lassen.

Eventuelle Interessenkonflikte, die aus ihren Beteiligungen entstehen könnten, wollten sie damit vermeiden. Mit einer Ausnahme: Barack Obama. Der hatte seine Ersparnisse allerdings in Aktienfonds und Anleihen fließen lassen. Zwar war das nicht so unabhängig, wie es Präsidenten vor ihm getan haben, aber seine Regierung hätte nur indirekt Einfluss darauf nehmen können.

Die Reporter versuchten, die Besitzer der Briefkastenfirmen zu kontaktieren. Nicht bei allen war das möglich, aber manche von ihnen hatten Telefonnummern oder Adressen veröffentlicht. Bei jenen, die ans Telefon gingen oder antworteten, soll vor allem eines spürbar gewesen sein: Sie wollten nur ungern darüber sprechen, Kunde des US-Präsidenten zu sein.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema