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Geld Reserven aufgestockt

Was wirklich hinter dem Goldkauf Russlands steckt

Leitender Wirtschaftsredakteur
Was hinter dem Goldkauf Russlands steckt

Russland hat seine Goldreserven stark aufgestockt – der Bestand liegt nun bei mehr als 1650 Tonnen. Die Bestände an amerikanischen Staatsanleihen wurden allerdings stark reduziert.

Quelle: N24

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Die Russen haben ihre Goldreserven stark aufgestockt und zugleich amerikanische Staatsanleihen auf den Markt geworfen. Und sie sind nicht die einzigen. Die Machtverschiebung hat längst begonnen.

Wladimir Putins Aversion gegen Hillary Clinton ist bekannt. Der russische Präsident soll sich in den amerikanischen Wahlkampf eingeschaltet haben, um die demokratische Kandidatin zu schädigen und Donald Trump ins Amt zu verhelfen. Doch Putin scheint auch Trump nicht wirklich über den Weg zu trauen. Das zumindest belegen die neuesten Wirtschaftsdaten aus Moskau. Danach hat die russische Notenbank im Februar die Goldreserven um weitere 9,3 Tonnen aufgestockt. Der Bestand liegt nun bei mehr als 1650 Tonnen, so hoch wie seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr.

Die Käufe lassen nur einen Schluss zu. Der Kreml möchte die ökonomische Übermacht Amerikas und Europas brechen. Anders als der Dollar oder der Euro ist Gold eine staatenlose Währung. Hier hat keine Regierung das Sagen, weshalb das Edelmetall auch gern von autoritären Herrschern genutzt wird.

Quelle: Infografik Die Welt

Für viele Experten war fraglich, ob Putin auch nach dem Wahlsieg Trumps seine ökonomische Abhängigkeit von Amerika weiter zurückfahren würde. Die jüngsten Zahlen lassen daran nun keinen Zweifel mehr zu. Seit November hat er den Staatsschatz um 72 Tonnen ausgebaut.

„Putin kauft Gold, weil er damit rechnet, dass langfristig das Vertrauen in den Dollar schwinden oder aber der Dollar als Waffe gegen Russland benutzt wird“, sagt Politikberater und Buchautor James Rickards. Gold sei die perfekte Anlage, um sich dagegen zu schützen. „Putin ist unemotional. Ihm geht es im Verhältnis mit Trump einfach um Macht und um seine Interessen und jene des Landes“, sagt Rickards. „Gefühle sind da nicht involviert.“

Russland koppelt sich von den USA ab

Tatsächlich hat der Kreml in der vergangenen Dekade still, aber zielstrebig seinen Goldschatz ausgebaut. Das Kaufprogramm wurde während der Präsidentschaft von George W. Bush in den Jahren 2007 und 2008 gestartet und setzte sich in der Ära Barack Obama zwischen 2009 und 2017 fort. Nun sitzt Trump im Weißen Haus, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass der Kreml seine Goldkäufe einstellt. Weder die Finanzkrise 2008 noch die Öl- und Rubelturbulenzen in den vergangenen Jahren konnten Putin davon abhalten, seinen Plan fortzusetzen.

Auffällig ist, dass die Ankäufe seit dem Ausbruch der Ukrainekrise noch einmal sprunghaft zunahmen. „Es geht nicht um eine Ideologie, es handelt sich um einen strategischen Plan“, sagt Politikberater Rickards.

>>> Lesen Sie auch: Trump treibt die Anleger scharenweise ins Gold (exklusiv für Abonnenten).

Die Intention dahinter lässt sich auch daran erkennen, dass Moskau parallel zu den Goldkäufen seine Bestände an amerikanischen Staatsanleihen stark reduziert hat. Seit 2014 hat Putin US-Treasuries, wie die amerikanischen Schuldtitel an den Märkten genannt werden, im Volumen von 60 Milliarden Dollar verklappt, wie aus Daten des Finanzinformationsdiensts Bloomberg hervorgeht.

Quelle: Infografik Die Welt

Inzwischen hält Russland nur noch amerikanische Staatsanleihen von 86 Milliarden Dollar, knapp 100 Milliarden weniger als zu einstigen Hochzeiten. Gehörte der Kreml einstmals mit zu den größten Gläubigern der USA, findet sich Moskau inzwischen nicht mal mehr unter den größten zehn Kreditgebern Amerikas wieder.

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Selbst Irland, die Schweiz oder Brasilien haben Amerika mehr Geld geliehen als Russland. Damit hat sich Putin weiter von Amerika abgekoppelt. In Zeiten wackeliger Bankbilanzen und geopolitischer Turbulenzen ist nämlich derjenige der Schwache, der Kredite vergibt, und nicht mehr der, der das Geld bekommen hat.

Die Machtpole verschieben sich Richtung Osten

Gold ist auch eine Art Versicherung für Putin. Das Metall ist weltweit anerkannt und nicht beliebig vermehrbar. Staaten, die Gold kaufen, verlieren zwar ein Stück Flexibilität, denn die Barren kann man nicht so einfach verschieben wie amerikanische Staatsanleihen. Auch werfen sie keine Zinsen ab – im Gegenzug schützen sie aber gegen das Auf und Ab der Devisenmärkte.

Der Goldkauf zeigt, welche Machtpolitik Putin in Wahrheit betreibt. Warum sollte jemand, der an Entspannung und Frieden glaubt, die Krisenwährungsreserven vergrößern?

Auch andere Länder haben das Vertrauen in den Dollar und die US-Politik verloren und suchen ihre Unabhängigkeit in Gold. So hat auch China seinen Bestand an amerikanischen Staatsanleihen stark zurückgefahren und den Edelmetallhort aufgebaut. Peking verfügt mit 1842 Tonnen über den sechstgrößten Goldschatz der Welt. Ein Teil wurde aus dem Verkauf von US-Staatsanleihen finanziert. Seit 2014 hat die Kommunistische Partei US-Treasuries im Volumen von 300 Milliarden Dollar verscherbelt und 775 Tonnen Gold erworben.

Quelle: Infografik Die Welt

Zusammen halten Russland und China nunmehr knapp 3500 Tonnen Gold, 1500 Tonnen mehr als noch 2013. Beide haben Staatsanleihen im Volumen von 400 Milliarden Dollar verramscht. Finanziell betrachtet heißt das nichts anderes, als dass sich die Machtpole weiter von Amerika weg gen Osten verschieben. Selbst der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan hatte jüngst Verständnis für die mächtigen Umschichtungen in den Portfolios großer Staaten bekundet. „Gold ist die ultimative Versicherungspolitik“, so Greenspan in der Zeitschrift „Goldinvestor“.

"Das Interesse an Gold ist wieder da"

Der Goldpreis ist in den letzten Wochen deutlich gestiegen. Nach einem längeren Abwärtstrend scheint das Edelmetall ein Comeback zu erleben. Dirk Müller weiß, wie viel man jetzt in Gold investieren sollte.

Quelle: N24

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