US-Medien:Journalisten, wie Trump sie mag

Raghubir Goyal

Raghubir Goyal behauptet, Chefredakteur von India Globe zu sein. Die Zeitung gibt es aber nicht.

(Foto: AP)

Seit Amtsantritt des neuen US-Präsidenten finden sich im Weißen Haus immer mehr Vertreter rechtsradikaler Blogs oder gleich von erfundenen Medien. Sie sollen bei Pressegesprächen vom eigentlichen Thema ablenken.

Von Christian Gschwendtner

Angeblich führt Donald Trump einen Krieg mit den Medien. Das hat er selbst so gesagt, aber richtig ist es nicht. Nicht ganz. Es gibt Journalisten, die der US-Präsident sehr gut leiden kann. Leute wie Kyle Mazza. Der 19-Jährige ist der einzige Angestellte eines Internetkanals, den er U.N.F. News nennt. Ins Scheinwerferlicht hat er es trotzdem geschafft. Seit neuestem darf Mazza auf den Pressekonferenzen im Weißen Haus Fragen stellen. Er macht das so gut, dass Trump persönlich ihn dafür lobte. Der Präsident kündigte außerdem an, seinen Internetkanal in Zukunft regelmäßig anschauen zu wollen. Das an sich wäre schon bemerkenswert. Doch Mazza ist kein Einzelfall.

Es gibt eine neue Generation an Journalisten, die sich nach Trumps Wahlsieg im Briefing Room des Weißen Hauses tummeln. Manche stellen nur harmlose Fragen, was die Zeit für relevantes Nachhaken verknappt, andere wollen den Kulturkampf mit den alteingesessenen Reportern auf offener Bühne austragen. Für Aufsehen sorgte zum Beispiel die Akkreditierung des rechtsradikalen Blogs The Gateway Pundit. Vertreten wird es von dem 28-jährigen Journalistendarsteller Lucian Wintrich. Dessen erste Auftritte im Politikbetrieb in Washington lassen darauf schließen, dass er nur ein Ziel hat: größtmöglichen Krawall.

Beliebt ist auch der Chefredakteur des India Globe - eine Zeitung, die es nicht gibt

Fast sehnsüchtig möchte man sich da also an die Zeiten zurück erinnern, in denen neben den angesehensten Reportern nur harmlose Glücksritter wie Raghubir Goyal im Presseraum des Weißen Hauses saßen. Sie durften gelegentlich Fragen stellen, meistens führten sie aber ein Schattendasein. Goyal zum Beispiel wurde einmal am Ende einer Pressekonferenz von Obamas Sprecher Josh Earnest aufgerufen. Es war der Internationale Yoga-Tag und Goyal fragte erwartungsgemäß, ob sich die First Family der USA für diese Sportart begeistern kann.

Das klingt vor allem skurril, ist aber doch problematisch: Goyal ist nach eigenen Angaben zum Beispiel Chefredakteur des India Globe. Tatsächlich gibt es die Zeitung aber nicht. Deshalb ist auch Goyal bei der Trump-Administration beliebt.

Auch er wird nun öfter von Pressesprecher Sean Spicer aufgerufen - und zwar genau wie die Vertreter der neurechten Medien mit klarem Kalkül: dann nämlich, wenn es für den Pressesprecher eng wird und er eine Frage braucht, die ihm Luft verschafft. Genau dafür lädt er sie schließlich ins Weiße Haus ein.

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