USA: Keine Finanzspritze aus China für Trumps Schwiegersohn

FILE PHOTO: Jared Kushner attends Trump cabinet meeting at the White House in Washington
FILE PHOTO: Jared Kushner attends Trump cabinet meeting at the White House in Washington(c) REUTERS (JONATHAN ERNST)
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Nach Wahlsieg bot chinesischer Finanzkonzern Jared Kushner einen milliardenschweren Immobiliendeal an.

Washington. Eine Woche vor dem ersten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatsführer, Xi Jinping, ist ein aufsehenerregendes Grundstücksgeschäft zwischen Trumps Schwiegersohn und einem chinesischen Finanzkonzern mit engen persönlichen Verbindungen in den kommunistischen Führungsadel geplatzt. Die Kushner Companies, das Familienunternehmen von Jared Kushner, und die Anbang Insurance Group gaben am Mittwoch bekannt, die Verhandlungen über einen vier Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro) schweren Einstieg Anbangs in den Neubau eines Wolkenkratzer in Manhattan zu beenden.

Keine der beiden Firmen gab Gründe für dieses überraschende Verhandlungsende bekannt. Doch die Ankündigung erfolgte nur wenige Tage, nachdem demokratische Kongressmitglieder Beschwerden über den möglichen Bruch von Unvereinbarkeitsregeln für Regierungsmitarbeiter im Weißen Haus und im Finanzministerium eingereicht hatten. Der Manhattaner Immobiliendeal zwischen den Kushners und Anbang hätte für die chinesische Führung eine unangenehme Ablenkung vom Gipfeltreffen zwischen Trump und Xi in Trumps Millionärsklub Mar-a-Lago in Florida dargestellt. Tim O'Brien, leitender Redakteur von Bloomberg News und Autor der Trump-Biografie „Trump Nation“, sagte am Donnerstag, dass sich die Chinesen abgewandt hätten.

Auf Schwiegervater Donalds Spuren

Der 36-jährige Kushner entstammt einer Dynastie von politisch exzellent vernetzten Immobilieninvestoren aus New Jersey. Im Jahr 2007 fasste er einen Entschluss, der das Familienunternehmen ins metropolitane Rampenlicht New Yorks rücken sollte: Er steckte fast das gesamte Familienvermögen in den Kauf des Wolkenkratzers an der Adresse 666 Fifth Avenue. 1,8 Milliarden Dollar kostete der im Jahr 1957 gebaute 41-stöckige Büro- und Geschäftsturm, das war damals ein Rekordpreis. Vom Entwickler von Einfamilienhäusern in der Vorstadt zum Manhattaner Immobilienjungstar: So etwas hatte auch Schwiegervater Donald gemacht, als er Ende der 1970er-Jahre das Geschäft mit Zinskasernen in Queens und Brooklyn, mit dem sein Vater, Fred Trump, den Grundstein für das Familienvermögen gelegt hatte, hinter sich ließ, um seinen Trump Tower in Angriff zu nehmen.

Doch Kushner übernahm sich mit 666 Fifth Avenue. Die Erlöse aus Mieten und Pachten spielten nie mehr als zwei Drittel der Kreditraten herein, welche die Kushners jährlich zahlen mussten. Und kurz nach dem Abschluss des Kaufs platzte die amerikanische Immobilienblase. Kushner musste umschulden und 2011 die Hälfte am Turm an den Immobilienfonds Vornado verkaufen. Seither suchte Kushner fieberhaft nach Investoren, um ein gewaltiges Projekt zu stemmen: Der Turm soll abgerissen und um 7,6 Milliarden Dollar durch einen 74-stöckigen Luxuswolkenkratzer nach Entwürfen der mittlerweile verstorbenen Stararchitektin Zaha Hadid ersetzt werden.

Satans Zahl 666 entfernt

In ihren Verkaufsunterlagen geben sich die Kushners höchst optimistisch. 11,2 Milliarden Dollar an Einnahmen solle der neue Turm hereinspielen, das wären also 4,5 Milliarden Dollar Gewinn für die Investoren. Ob das realistisch ist, sei dahingestellt. Unstrittig ist, dass nur Investoren aus Schwellenländern wie China, der Golfregion oder Russland solche Summen bereitstellen würden. Eine Woche nach Trumps Wahlsieg traf sich Kushner mit Anbangs Vorstandschef, Wu Xiaohui, der mit Deng Xiaopings Enkelin verheiratet ist, im New Yorker Hotel Waldorf Astoria zu Verhandlungen. Im Jänner sickerten die Eckpunkte des Deals an die „New York Times“: Anbang würde vier Milliarden Dollar beistellen, bei der Umschuldung helfen, die Kushners würden einen Anteil am neuen Turm behalten und zudem mit netto 400 Millionen Dollar Gewinn gegenüber dem ursprünglichen Kaufpreis aussteigen.

Daraus wird nun nichts. Die Kushners suchen weiter nach Investoren, und das betrifft Jared Kushners Finanzen, auch wenn er seinen Geschäftsanteil für die Dauer seiner Zeit im Weißen Haus in die Hände seines Bruders und seiner Mutter gelegt hat. Im Kongress wird unter anderem untersucht werden, ob er bei seinem Treffen mit russischen Bankern im Dezember auch über 666 Fifth sprach – beziehungsweise 660 Fifth. Der Turm bekommt eine neue Adresse, um die Zahl 666, welche in der Apokalypse Satan bezeichnet, loszuwerden.

AUF EINEN BLICK

666 Fifth Avenue ist ein 1957 erbauter, 41-stöckiger Wolkenkratzer in Manhattan. Im Jahr 2007 kaufte Jared Kushner, der Schwiegersohn von Präsident Donald Trump, ihn um den damaligen Rekordpreis von 1,8 Milliarden Dollar. Doch die Einnahmen aus Büromieten und Geschäftspachten deckten nicht einmal zwei Drittel der Kreditraten. Nach Trumps Wahlsieg verhandelte Kushner mit der chinesischen Anbang Insurance Group über eine Übernahme. Sie ist nun geplatzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2017)

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