Social Media :
Digitale Provinzler statt Kosmopoliten

Von Magnus Klaue
Lesezeit: 6 Min.
Die Sozialen Medien verändern die Kommunikation, hin zur Provinzialisierung.
Soziale Netzwerke sind voll von beruflich Weltreisenden. Doch sie befördern nicht den Kosmopolitismus, sondern die Provinzialisierung der Kommunikation.

Die emblematischen Begriffe, die in der vergleichsweise jungen Geschichte der digitalen Kommunikation für deren Verkehrsformen gebildet wurden, sind in ihrer Mehrzahl vormodernen Erfahrungsbereichen entlehnt. Die Metapher vom „global village“, die Marshall McLuhan 1962 in seiner Studie „Die Gutenberg-Galaxis“ für die Tendenz elektronischer Netzwerke fand, unterschiedliche Gesellschaften und Kulturen zu verbinden, beschreibt die spätmoderne Konstellation, die mit ihr bezeichnet ist, in Anlehnung an die Ikonographie der Agrargesellschaft. Auch der Begriff „digital bohemian“, mit dem die amerikanischen Medienkünstler Gary Danner und Elisa Rose 1995 das Personal der expandierenden Medien- und Kommunikationsberufe bezeichneten und den Sascha Lobo und Holm Friebe 2006 mit ihrem Buch „Wir nennen es Arbeit“ in Deutschland popularisierten, evoziert mit dem Rekurs auf die Bohème ein anachronistisches Phänomen.

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