Zum Inhalt springen

US-Schulen und Donald Trump Lehrer klagen über schlechteres Lernklima

Hetze, Pöbeleien, Anfeindungen: Das politische Klima in den USA hat sich seit Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten verändert. Das kommt auch in den Klassenzimmern an, zeigt eine aktuelle Studie.

Seit rund 25 Jahren unterrichtet Nicole Morris aus Utah bereits Sozialkunde. Doch ihre Schüler seien nie so aufgeregt gewesen wie in den ersten Monaten der Trump-Regierung, sagt die US-Lehrerin laut einer Studie der University of California in Los Angeles (UCLA).

Seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten im November 2016 sei das Lernklima in ihrer Klasse von Ängsten, Unhöflichkeiten und Feindseligkeiten geprägt, sagt Morris .

Diese Erfahrung teilen Lehrerinnen und Lehrer überall in den Vereinigten Staaten. Das geht aus der Studie  "Teaching and Learning in the Age of Trump: Increasing Stress and Hostility in America's High Schools" (auf Deutsch: "Lehren und Lernen in Zeiten von Trump: Zunehmender Stress und Feindseligkeit in Amerikas Highschools") hervor.

Die Forscher des Institute for Democracy, Education and Access werteten Onlinefragebögen von 1535 Lehrerinnen und Lehrern an 333 öffentlichen Highschools aus. Die teilnehmenden Schulen sind laut dem Bericht repräsentativ für die ganze öffentliche Schullandschaft der USA.

Die Wissenschaftler gingen folgenden Fragen nach:

  • Hat die politische Debatte über Themen wie Einwanderung oder Minderheitenrechte den Stress der Schüler gesteigert und machen sie sich Sorgen um ihr Wohlergehen oder das ihrer Familie?
  • Hat sich die gesellschaftliche und politische Polarisierung unter Trump auf den Umgang der Schüler untereinander ausgewirkt?

Die Antworten verdeutlichen, dass viele Lehrer zunehmend mit Ängsten von Schülern konfrontiert sind. Aussagen darüber, wie viele Schüler betroffen sind, liefern sie jedoch nicht. Die Ergebnisse im Überblick:

  • Eine knappe Mehrheit der Lehrer (51,4 Prozent) gibt an, dass Stress und Sorge unter ihren Schülern im Vergleich zur Zeit vor Trumps Wahlsieg zugenommen habe.
  • 79 Prozent der Lehrer berichten, dass sich ihre Schüler sorgten, ob sie selbst oder ihre Familien von neuen Einwanderungsgesetzen, Reisebeschränkungen, Einschränkungen von Minderheitenrechten wie Homosexuellen und Transgender, Änderungen im Gesundheitswesen oder Bedrohungen für die Umwelt betroffen sein könnten.
  • 58 Prozent der befragten Lehrer berichten zudem von Schülern, die Angst hatten, dass sie oder ein Familienmitglied plötzlich abgeschoben werden könnte.
  • Laut 44,3 Prozent der Lehrer beeinflusst das schlechtere Klima die Lernfähigkeit der Schüler. Sie könnten sich nicht mehr so gut auf den Unterricht konzentrieren.

Auch der Debattenton unter den Schülern hat sich laut Umfrage gewandelt. Besonders deutlich sei dies an Schulen zu spüren, die vorrangig von Weißen besucht würden.

  • Mehr als 20 Prozent der Lehrer sagen, dass die Schüler sich stärker in Lager aufteilten und ein rauerer Ton vorherrsche.
  • 41 Prozent der Lehrer geben an, dass ihre Schüler anfälliger dafür seien, unbegründete Behauptungen aus unzuverlässigen Quellen aufzustellen.
  • Knapp 28 Prozent der Lehrer haben die Erfahrung gemacht, dass Mitschüler sich häufiger abwertend über andere Gruppen äußerten.

Die Reaktion der Schulen auf respektlose Umgangsformen wirkt sich laut der Befragung auf das Verhalten der Schüler aus. Unternehme die Schulleitung nichts für eine tolerante Schulkultur, komme es häufiger zu verbalen Entgleisungen.

  • Knapp 41 Prozent der Lehrer berichteten, dass ihre Schulleitung sich öffentlich für ein tolerantes Miteinander ausgesprochen habe.
  • Über die Äußerungen hinaus habe es aber oft keine Handlungsempfehlung gegeben. Nur rund 27 Prozent der Befragten berichten, die Leitung habe konkrete Anleitung gegeben, wie mit den Problemen umzugehen sei.
  • Die meisten Lehrer wünschen sich mehr Engagement ihrer Chefs. Gut 72 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass die Schulleitung mehr tun sollte, um einen zivilgesellschaftlichen Austausch und ein besseres Verständnis zu fördern.

Die Befragung fand im Mai 2017 statt, also vier Monate nach der Amtseinführung von Trump. Im August und September 2017 interviewten die Forscher zusätzlich 35 Englisch- und Sozialkundelehrer zum Lernklima in ihren Klassen und dem Wohlbefinden der Schüler.

sun
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.