Soziale Systeme :
So viele Gutausgebildete brauchen wir gar nicht

Von André Kieserling
Lesezeit: 4 Min.
Seit den sechziger Jahren wird behauptet unsere Gesellschaft sei eine Wissensgesellschaft. Diese These ist jedoch nicht unbestritten.
Zwei von fünf Akademikern studieren vergeblich. Und dennoch steigt die Zahl der Studienabsolventen. Eine Lösung des Problems ist denkbar, aber instabil.

Misst man sie an der Zahl ihrer Studenten und Absolventen, dann gehört die Universität zu den wachstumsintensivsten Organisationen der modernen Gesellschaft. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts waren es immer nur ein paar Prozent der Heranwachsenden, die sie besuchten, und zwar nahezu ausschließlich Männer. Unterdessen studiert etwa die Hälfte eines Jahrganges, bei mehr oder minder gleicher Geschlechterbeteiligung. Das Hochschulstudium ist auf dem besten Weg, eine Institution zu werden, und das bedeutet soziologisch vor allem, dass man demnächst auch deutlich unterhalb der klassischen Bildungsschichten und ihrer Akademikerdynastien keine besonderen Gründe mehr brauchen wird, um es aufzunehmen, sondern allenfalls angeben muss, warum man dies nicht tut.

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