150 Jahre Kanada :
Stolz auf den Mangel an Stolz

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Kanada feiert seinen 150. Geburtstag. Vor genau anderthalb Jahrhunderten wurde das Land, das heute das zweitgrößte der Erde ist, gegründet. Ihre Identität finden viele Kanadier aber nicht in der Geschichte, sondern in der Abgrenzung zum Nachbarn.

Die Stadt Ottawa richtet sich darauf ein, dass am Samstag fast eine halbe Million Kanadier auf den Parlamentshügel strömen, um das große Geburtstagsständchen mitzuerleben. In Toronto dürfen sich Einwohner und Touristen auf die größte Gummiente der Welt freuen: Sie ist quietschgelb, hoch wie ein Sechsetagenhaus und soll exakt 150 Jahre nach der Gründung Kanadas in den Hafen der Millionenmetropole einlaufen. Zigtausende Kanadier zwischen Vancouver und Neufundland werden am „Canada Day“ Zeremonien besuchen, wo sie auf Englisch und Französisch einen Eid nachsprechen sollen, um ihre Zugehörigkeit zu diesem Land zu „bekräftigen“: ihre Untertanentreue zu Königin Elisabeth und deren Erben, ihre Gesetzestreue gegenüber dem kanadischen Recht und ihre staatsbürgerlichen Pflichten. Nur dass diese Nation genau jetzt genau anderthalb Jahrhunderte alt sein soll, das leuchtet vielen Kanadiern nicht ein.

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