Gespräch mit Paartherapeutin :
„Der eine fühlt sich schuldig, der andere fühlt sich abgewertet“

Von Andrea Freund
Lesezeit: 6 Min.
In Gedanken immer beim anderen? Für ein Wir braucht es vor allem ein klares Ich, sagt Vera Matt.
Immer häufiger besuchen selbst junge Paare einen Therapeuten, um sich in Beziehungsfragen beraten zu lassen. Warum zweifeln so viele daran, dass ihr Glück dauerhaft Bestand hat? Ein Interview.
Frau Matt, junge, glückliche Paare kommen zu Ihnen, um sich prophylaktisch beraten zu lassen. Sollten die ihre Zeit nicht anderswo verbringen als bei einer Therapeutin?

Eigentlich schon, aber sie haben Fragen, denn sie sehen im Umfeld, wie zerbrechlich Verliebtsein, wie schlimm Liebeskummer ist, wie viele Beziehungen scheitern, und sie möchten nicht in diese Situation kommen.

Seit wann erleben Sie das, und wie alt sind diese Pärchen?

Es ging vor zwei Jahren los, anfangs ab und zu, und inzwischen kommt etwa alle 14 Tage ein neues Paar. In der Regel sind die beiden Anfang bis Mitte zwanzig.

Und sie sehen in Ihnen die Garantin des ewigen Glücks zu zweit?

Ja, diese Erwartung wird oft an mich herangetragen, und es ist das Erste, was ich zerstöre. Die Paare sagen: „Machen Sie, dass es funktioniert, dass wir glücklich bleiben.“ Ich erkläre dann in der ersten Stunde, dass ich so etwas bin wie ein Personal Trainer, der die Wege zeigen kann, die dann aber jeder selbst gehen muss.

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