Wo die Kamele um die Wette rennen, gibt es viel Potenzial

Im sudanesischen Ort Karmakol prägen Tradition und Religion den Alltag. Perspektiven haben die Bewohner nicht viele. Obwohl sie weit weg von der Hauptstadt leben, spüren sie die Auswirkungen der staatlichen Misswirtschaft und der Repression – und der sanften Öffnung des Landes.

David Signer, Karmakol
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Die Menschen in Karmakol leben von ihren Dattelpalmen – und vom Geld, das ihnen die Diaspora überweist. (Bild: PD)

Die Menschen in Karmakol leben von ihren Dattelpalmen – und vom Geld, das ihnen die Diaspora überweist. (Bild: PD)

Den Bewohnern von Karmakol mangelt es an vielem. Tagsüber herrscht in dem Dorf am Nilufer im Norden des Sudans die meiste Zeit eine unmenschliche Hitze, nachts pfeift einem ein kalter Wüstenwind um die Ohren. Wegen der vielen Mücken laufen manche wie Imker mit einem Netz vor dem Gesicht herum, und wenn die Regierung in Khartum morgen unter einer Sanddüne verschwände, würde das am Dorfleben nur wenig ändern. Aber wenn man die Leute aus Karmakol nach ihren vordringlichen Problemen fragt, reden sie nicht über Armut oder die mangelnden Perspektiven, die viele Junge in die Hauptstadt, in die Golfstaaten oder nach Europa treiben. Sie reden auch kaum über das repressive Regime von Omar al-Bashir, dessen islamistischer Autoritarismus den meisten Sudanesen eigentlich fremd ist. Manche sprechen über das fehlende Gesundheitszentrum oder bedauern, dass es keinen Laden im Dorf gibt. Aber wirklich einig sind sich alle darüber, dass es unhaltbar sei, dass Mädchen und Knaben zusammen unterrichtet werden müssen. Das Schulhaus ist zu klein, um nach Geschlechtern getrennte Klassen zu führen. «Die Knaben können sich nicht konzentrieren», klagt der Englischlehrer. «Die ganze Zeit schauen sie die Mädchen an.» Überall sonst im Sudan sei der Unterricht geschlechtergetrennt, nur hier in Karmakol nicht, echauffiert er sich. Es handelt sich wohlgemerkt nur um die Primarschule. Für die weiterführende Ausbildung müssen die Jugendlichen in das Nachbardorf Daba.

Beschneidung und Alkohol

Wie überall gibt es auch in Karmakol die offizielle und die inoffizielle Welt. Eine wichtige Rolle im Geschlechterverhältnis spielt die Beschneidung, aber darüber spricht man nicht. Praktisch alle Mädchen sind beschnitten. Den Müttern liegt offenbar mehr an dieser Tradition als den Vätern. Noch interessanter als diese Tatsache sind ihre Hintergründe. Am Rande von Karmakol gibt es ein Quartier mit Ausländern. Es handelt sich um Gastarbeiter aus den umliegenden afrikanischen Ländern. Die einheimischen Männer suchen sich unter den dortigen Frauen, die meist als Hausmädchen tätig sind, oft ihre Freundinnen. So machen sie die Erfahrung, dass man auch ohne Beschneidung glücklich – oder sogar glücklicher – sein kann. Entwicklungsorganisationen halten sich in Afrika ja gerne an die Frauen, wenn sie Innovationen einführen möchten. Bei der Beschneidung ist es anders. Internationale Organisationen setzen beim Thema Beschneidung auf «Empowerment» der fortschrittlichen Männer. Das scheint übrigens schon früher ein Thema gewesen zu sein. Im 1969 erschienenen Roman «Zeit der Nordwanderung» von Tajjib Salich, der aus Karmakol stammt, wird die Frage aufgeworfen, ob nur eine Beschnittene eine gute Muslimin sei. Da äussert ein Einheimischer: «Wenn du die Frauen der Abessinier und Nigerianer ausprobiert hättest … Sie lassen ihre Frauen, wie Gott sie geschaffen hat. Nur wir stutzen sie zurecht wie das liebe Vieh.»

Karmakol - ein sudanesischer Mikrokosmos

Übrigens haben nach allgemeiner Auskunft auch nicht wenige Frauen einen Geliebten. Deshalb waren die Männer anfangs auch dermassen gegen die Handys für ihre Frauen. Sie befürchteten, dass ihre Ehefrauen und Töchter sich dann leichter zu geheimen Rendez-vous verabreden könnten.

Ähnlich frappant ist die Kluft zwischen der frommen Fassade und der verborgenen Realität, wenn es um Alkohol geht. Offiziell gibt es im ganzen Sudan nichts Alkoholisches, die Einfuhr ist streng verboten. Aber selbst in Karmakol zirkulieren Dattelschnaps und vergorene Säfte, und hie und da duftet es nachts aus einem Hinterhof nach Haschisch.

Der Bürgermeister als Schlichter

Am Ende eines langen Gesprächs sagt Bürgermeister Mohammed Said, er sei eigentlich gar nicht der Bürgermeister. Strenggenommen sei immer noch sein – verstorbener – Vater Bürgermeister. Es stellt sich dann heraus, dass die Regierung den Sohn nie offiziell als «Omdal», wie das Amt hier genannt wird, anerkannt hat. Sie wollte einen Mann von ihren Gnaden installieren, der das Dorf jedoch kaum kannte und von den Bewohnern abgelehnt wurde. «Khartum wird schon wieder zum alten System zurückkehren», sagt er.

«Die Position des Bürgermeisters wird vererbt», sagt Said. «Aber zugleich muss man sich den Respekt erarbeiten, indem man selber ein gutes Vorbild für das Dorf abgibt.» Seine wichtigste Rolle ist diejenige des Vermittlers und Streitschlichters. «Ich habe ein grosses, offenes Haus und bemühe mich, mit allen gute Beziehungen zu unterhalten. So hört man auf mich.»

Die Leute in Karmakol leben von ihren Dattelpalmen. Allerdings wird die Dattel erst wertvoll, wenn sie verarbeitet wird. Man könne alles Mögliche aus ihr machen, sagt der Bürgermeister. Nebst dem Schnaps, den er nicht erwähnt, geben die Früchte Öl und Essig her, und die Kerne lassen sich sogar zu einer Art Kaffee verarbeiten. «Aber leider machen wir hier nichts aus unserem potenziellen Reichtum», sagt er. «Wir brauchten eine Manufaktur, wir müssten die Datteln konservieren, weiterverarbeiten und verpacken. Dasselbe gilt für unsere Früchte – Orangen, Grapefruit, Mandarinen, Mangos, Guaven. Aber das ist schwierig, wenn das Thermometer bis fünfzig Grad steigt. Es gibt keinen Kühlraum im Dorf, ja nicht einmal ein sauberes Lager mit Raumtemperatur. Und weder einen Laden noch einen Markt.»

«Du machst ja eine Wunschliste, als ob Präsident Bashir persönlich vor dir sitzt», ruft eine Frau spöttisch dazwischen. «Na und wenn schon», meint ein anderer. «Selbst wenn er hier wäre, würde er nichts für uns tun.»

Rimessen und Patronage

Der Sudan ist sowohl ein Einwanderungs- wie ein Auswanderungsland. So gibt es zwar Handwerker im Dorf, zum Beispiel Lederverarbeiter, die Schuhe, Taschen und Trommelbezüge herstellen. Aber sie sind schlecht angesehen von der Gesellschaft und bekommen kaum etwas für ihre Arbeit. Manuelle Arbeit übergibt man gemeinhin den Ausländern. Die einheimischen Frauen flechten aus den Blättern der Dattelpalmen Körbe und Matten, sie nähen und stricken, aber für den Eigenbedarf. Da jeder diese Arbeiten beherrscht und praktiziert, gibt es auch keinen Markt für die Erzeugnisse. Die Nahrungsmittel, die nicht im Dorf hergestellt und deshalb gekauft werden, lassen sich an einer Hand abzählen: Tee, Kaffee, Salz, Zucker und Öl. Eigentlich lebt die Gesellschaft vor allem vom überwiesenen Geld von Diaspora-Sudanesen. «In jeder Familie gibt es einen oder zwei, die in Saudiarabien, den Golfstaaten oder in Europa leben», sagt der Bürgermeister. Auch die meisten, die an der Universität waren, emigrierten. Am schlimmsten für das Land sei, dass viele Ärzte und Ingenieure auswandern und dann beispielsweise auf dem Bau oder in einem Restaurant arbeiten. Allerdings wurden inzwischen viele Sudanesen aus Saudiarabien ausgewiesen, und zusammen mit dem schlechten Gang der sudanesischen Wirtschaft und dem Verlust der Ölquellen durch die Abspaltung des Südsudans führt das zu einer explosiven Stimmung. Sollten irgendwann auch die Subventionen auf Weizen und Benzin wegfallen, ist eine Revolte vorprogrammiert. Wie es ein Dorfbewohner schön zusammenfasst: «Das Einzige, was sich hier ändert, sind die Temperaturen und die Preise. Wobei die Temperaturen steigen und fallen; die Preise hingegen steigen nur.» Die Frage ist, ob das Regime auf die Unzufriedenheit mit mehr Härte oder mit Öffnung reagiert. Man weiss nur wenig darüber, wie gut oder schlecht es der sudanesischen Ökonomie wirklich geht. Es heisst, die gesunkenen Öleinnahmen würden durch Goldvorkommen wettgemacht. Auch in der Nähe von Karmakol wird gegraben, viele Junge sind dem Ruf des Goldes schon gefolgt. Manche haben in der Hoffnung auf das grosse Glück die Schule abgebrochen. Aber reich zurückgekommen ist laut dem Bürgermeister bis jetzt noch niemand.

Es gibt in Karmakol einen Senat, der offiziell die politischen Entscheidungen trifft. In Tat und Wahrheit ist es jedoch, wie in andern sudanesischen Ortschaften auch, ein einziges Mitglied des Senats, das vor allem über Macht verfügt, und das ist der «Cheikh». Es sind diese traditionellen Würdenträger, die das Geld aus Khartum erhalten und dank diesem permanenten Zufluss für Loyalität gegenüber dem Regime sorgen. Das Geld müsste eigentlich für die Entwicklung des Dorfes ausgegeben werden. De facto investieren es die Cheikhs normalerweise in Khartum. «Mit den Einnahmen schicken sie ihre Kinder auf teure Privatschulen und schenken dem Sohn zum Schulabschluss ein teures Auto», sagt ein Bewohner. Das Dorf selbst hat nichts davon. Auch hier stellt sich die Frage, was mit der Systemtreue der Cheikhs passiert, wenn die automatischen Transfers aus der Hauptstadt gekürzt werden.

Wenn die Sonne nicht vom Himmel brennt, bläst nachts ein eisiger Wind durch das sudanesische Dorf Karmakol. Im Alltag leben die Bewohner von dem, was die Umgebung hergibt, also vor allem von Dattelpalmen.Im Bild: Der Sockel für die «Schneemann»-Skulptur der Schweizer Künstlerin Patricia Jegher in Karmakol. (Bild: Highlight Productions)
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Ausheben eines Bewässerungsgrabens. (Bild: Highlight Productions)
Transport mit Esel, im Hintergrund Pepsi-Werbung anlässlich des Kulturfestivals. (Bild: Highlight Productions)
Ein Informationsstand des Kulturfestivals unter dem Motto «Open Sudan». (Bild: Highlight Productions)
Ein altes Haustor wird für einen Workshop hergerichtet. (Bild: Highlight Productions)
Ein Sandweg im alten Teil von Karmakol in der Nähe des Nils. (Bild: Highlight Productions)
Überlieferte und moderne Muster treffen sich am Eingang einer neuen Kunstgalerie im Dorf. (Bild: Highlight Productions)
Das Kulturfestival ist Gelegenheit, traditionelles Handwerk wiederzubeleben. (Bild: Highlight Productions)
Der alte Teil von Karmakol wurde wegen Überschwemmungen verlassen und wird nun renoviert. (Bild: Highlight Productions)
Bei der Instandstellung werden neue und alte Techniken kombiniert. (Bild: Highlight Productions)
Die Frauen des Dorfes spielen bei der Restaurierung eine wichtige Rolle. (Bild: Highlight Productions)
Der traditionelle Baustil bewährt sich im heiss-kalten Wüstenklima. (Bild: Highlight Productions)
Installation des Künstlers Adil Mubarak Kebada, der aus der Region stammt. (Bild: Highlight Productions)
Dank dem Festival können kunsthandwerkliche Arbeiten auf einmal Geld einbringen. (Bild: Highlight Productions)
Im Palmenhain in der Nähe des Dorfes. (Bild: Highlight Productions)
In den Workshops des Festivals wird über Fragen der Dorfentwicklung diskutiert. (Bild: Highlight Productions)
Das Festival ist auch ein Begegnungsort zwischen Dorfbewohnern und Besuchern aus der Hauptstadt Khartum. (Bild: Highlight Productions)
Eine Busfahrt von Karmakol nach Khartum dauert einen halben Tag. (Bild: Highlight Productions)
In Karmakol ist der Esel das wichtigste Transportmittel. (Bild: Highlight Productions)
Eingang zu einem Hof. (Bild: Highlight Productions)
Werbestand eines Mobilfunkanbieters – wie andernorts auch hat das Handy das Dorfleben in Karmakol stark verändert. (Bild: Highlight Productions)
Hohe Mauern schützen die Höfe vor der Sonne und neugierigen Blicken. (Bild: Highlight Productions)
Die Familie des Bürgermeisters diskutiert mit ausländischen Gästen. (Bild: Highlight Productions)
Am Dorfeingang wird ein neues Haus im traditionellen Stil errichtet. (Bild: Highlight Productions)
Die Männer- und die Frauenwelt sind in Karmakol über weite Strecken getrennt. (Bild: Highlight Productions)
Die Installation eines Kunstwerks von Hassan Musa, das sich eine lange Mauer entlangzieht. (Bild: Highlight Productions)
Eine Sudanesin mit einem Netz, das sie vor den allgegenwärtigen Mücken schützt. (Bild: Highlight Productions)
Viele Monate lang ist es tagsüber so heiss, dass das soziale Leben erst abends erwacht. (Bild: Highlight Productions)
Das Dorfleben in Karmakol erscheint einfach, ist jedoch komplex und voller Geheimnisse. (Bild: Highlight Productions) Zum Artikel

Wenn die Sonne nicht vom Himmel brennt, bläst nachts ein eisiger Wind durch das sudanesische Dorf Karmakol. Im Alltag leben die Bewohner von dem, was die Umgebung hergibt, also vor allem von Dattelpalmen.
Im Bild: Der Sockel für die «Schneemann»-Skulptur der Schweizer Künstlerin Patricia Jegher in Karmakol. (Bild: Highlight Productions)

Der Cheikh von Karmakol steht, wie der Bürgermeister, im Schatten seines toten Vaters. Auch im Gespräch mit ihm stellt sich irgendwann heraus, dass der offiziell kursierende Name des Cheikhs gar nicht ihn bezeichnet, sondern seinen Vater, der bereits vor ein paar Jahren verstorben ist. Eher verstohlen spricht der Sohn seinen eigenen Namen aus. Wie beim Omdal vererbt normalerweise auch der Cheikh sein Amt dem ältesten Sohn. Seit seinem Hinschied üben seine zwei Söhne das Amt gemeinsam aus, keiner von ihnen wurde jedoch bisher von der Regierung akkreditiert. Karmakol wird offiziell von Verstorbenen regiert.

Wer von Karmakol spricht, meint traditionellerweise das alte Karmakol am Nil. Wegen der häufigen Überschwemmungen zogen jedoch nach und nach alle Bewohner vom Ufer weg. Die verlassenen Häuser stehen immer noch da. Einige wurden für das Kulturfestival, das im Dezember stattfand, instand gestellt und wiederbelebt. Dem neuen Karmakol geht der Dorfcharakter ab. Es besteht aus Häusern, die weit in die Wüste verstreut gebaut wurden. Auffällig sind die drei neuen Moscheen, allesamt von Saudiarabien finanziert. Soll mit den Bauten auch der Wahhabismus, der radikale, saudiarabische Islam, importiert werden? Was ist der wahre Grund für diese Grosszügigkeit? Der Übersetzer wiegelt ab. «Die Saudi sind einfach freundlich», meint er.

Vom Paria zum Stabilitätsanker

Der Sudan ist seit Jahrtausenden ein Schmelztiegel verschiedenster Einflüsse und verfügt über eine reiche Geschichte, von der man im Westen kaum etwas weiss. Unter der rigiden islamistischen Oberfläche verbirgt sich eine recht offene, tolerante Gesellschaft, die auf vielfältige Weise mit der weiten Welt verbunden ist. Aber viele Jahre lang war der Sudan gelähmt von den Sanktionen, die über das Land verhängt wurden, weil es als Unterstützer des internationalen Terrorismus galt. Nicht zufällig lebten bin Ladin und Carlos in Khartum. Die Sanktionen führten dazu, dass man im Sudan beispielsweise an keinem Bancomaten mit ausländischen Karten Geld beziehen oder mit Kreditkarten bezahlen kann. Vor kurzem wurde das Embargo nun aufgehoben, und weitere Schritte sollen folgen, um das Land aus der internationalen Isolierung zu befreien. Nach dem Desaster, das auf den Sturz von Ghadhafi in Libyen folgte, setzt man im Sudan eher auf Reformen als auf einen Sturz von Langzeitherrscher Bashir. Dass das Festival in Karmakol – trotz Widerstand im Kulturministerium – stattfinden konnte, deutet auf eine gewisse Liberalisierung hin. Die Entwicklung in vielen Ländern Nordafrikas und im Nahen Osten sowie der damit verbundene Migrationsdruck führen dazu, dass der ehemalige Paria Sudan heute vergleichsweise viel besser dasteht als vor einigen Jahren. Auf einmal gibt es die Hoffnung, dass das Land zu einem Stabilitätsanker in der Region werden könnte.

Ein Geschäftsmann, der aus Karmakol stammt und nun einen hohen Posten in einem sudanesischen Konzern besetzt, freut sich auf jeden Fall über die Öffnung des Landes. Ein wirkliches Problem seien die Sanktionen nicht gewesen, sagt er. Man habe die Importwaren einfach über Tochterfirmen umleiten müssen. «Aber wenn die Barrieren jetzt wegfallen, werden die Waren günstiger, und das nützt allen», sagt er.

Gegen Bashir besteht ein internationaler Haftbefehl wegen Völkermordes. «Er ist ein böser Mann», sagt ein Dorfbewohner. «Er wird in der Hölle schmoren. Dort ist es noch heisser als hier.»

Der 73-Jährige ist seit 38 Jahren an der Macht. Aber sowohl an einem kleinen Ort wie Karmakol wie auch in der Hauptstadt Khartum gewinnt man den Eindruck, dass sich sein Schreckensregime langsam dem Ende zuneigt. Und am Freitagabend, wenn ausserhalb von Karmakol jeweils das Kamelrennen stattfindet, ist die Repression weit weg. Die Kamele rennen sechs Kilometer vom Ort weg und dann wieder sechs Kilometer zurück durch den Wüstensand, begleitet von Pick-ups, die Staubfahnen hinter sich aufwirbeln. Bei halsbrecherischem Tempo und atemberaubenden Ausweichmanövern stehen die Männer dabei hinten auf der Ladefläche der Autos, feuern die Tiere an, filmen sie mit ihren Handys und versuchen, sich mit der freien Hand irgendwo festzuhalten. Dem Sieger winkt ein Preis, der jeweils vom örtlichen Tankstellenbesitzer gestiftet wird. Die Euphorie und wilde Energie vermittelt einen Eindruck davon, was Kenner der Region meinen, wenn sie vom enormen Potenzial des Sudans sprechen.

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