Reaktion auf Anschläge : „Der Terror ,macht’ nicht unsere Angstkultur“
Als Historikerin habe ich keine klare Definition von Angst. Mein Zugang ist zunächst, zu fragen, was die Menschen selbst unter Angst verstehen. Da merkt man schnell, eine ganz schlichte Definition von Angst gibt es nicht.
Wir Mediziner können ohne klare Definition natürlich nicht arbeiten. Ich würde Angst als eine Alarmreaktion beschreiben, die bei einer potentiellen Bedrohung auftritt und zur Mobilisierung von Energiereserven führt.
Hitzer: Genau das ist doch die interessante Frage, gerade wenn es darum geht, Angst zur Manipulation zu benutzen. Das heißt, die Angst war vielleicht unnötig, weil die Bedrohung gar nicht so groß war.
Ströhle: Im medizinischen Bereich reden wir nur von unnötiger Angst, wenn eine Erkrankung vorliegt. Ansonsten liegt es in der Natur der Sache, dass die Alarmreaktion angeschmissen wird, bevor ich die Situation wirklich evaluiert habe. Wir können immer erst im Nachhinein sagen, ob das nur ein Kater war, der da saß, oder ob ich vor dem Löwen erschrocken bin und meine Entscheidung aufzuspringen richtig war.